Gespannte Erwartungshaltung des Marktes herrschte bei der Vernissage der 29. Pariser Kunstmesse FIAC (Foire Internationale d'Art contemporain), die bis 28.10. in den Messehallen der Porte de Versailles stattfindet. Die 169 Aussteller aus 19 Ländern, die (wenig) klassische Moderne und zeitgenössische, sowie sehr aktuelle Kunst präsentieren, halten die FIAC für den ersten echten Test des Kunst-Herbstes, nach dem sehr bescheidenen Verkaufsresultat des Berliner Art Forums und unmittelbar vor der Kölner Kunstmesse, die sich heuer datenmässig mit der FIAC leicht überschneidet, was viele Galeristen zu einem geografischen und zeitlichen Spagat zwischen Paris und Köln zwingt.

Paris hat das Maximum getan, um die FIAC angenehm zu gestalten - breite Gänge und große Stände machen den Besuch überschaubar und die optischen Anregungen kommen aus dem Messehallen-Plan, wo immer wieder eine Galerie Akzente setzt, aber auch die großen Namen eindeutig den Willen zeigen, Neues zu bringen. Generell sind die Randzonen für die aktuelle Kunst die interessantesten: wenn man einen der langen Gänge durchschritten hat, kommt man in den Teil, der "Perspektiven" genannt wird, wo junge Galerien ihre meist noch unbekannten Künstler zu Blickpunkten macht.

Klaus Engelhorn aus Wien zeigt - wie derzeit in seiner Stammgalerie - Fotoarbeiten von Yoko Ono (Rising B, die je 15.000 Dollar kosten), Fotos von Maria Theresia Litschauer, die Untergrundbahnen mit der Kamera durchforstet (5500 Euro), sowie die Arbeiten der jungen Künstlerinnen Julie Monaco und Doris Kröger, die Engelhorn auch schon mit 3700 Euro ansetzt. Die Berliner Nachbargalerie Müllerdechiara bietet grüngrundige Fotos, auf denen Luis Gispert zwei Sportlerinnen im Springen und eine Goldketten-spuckende Athletin abgelichtet hat. Die 5er-Auflage kostet 9000 bzw. 7500 Euro.

Die österreichischen Stammgast-Galeristen der FIAC, Hilger, Krinzinger, Ropac, Chobot und Thoman haben sich entschlossen, ein vielfältiges Angebot nach Paris mitzubringen. Bei Hilger hängt ein großes Gemälde von Moser (18.000 Euro), stehen die blau-schwarzen Bären von Weissenbacher und erfreut eine an Ed Ruscha erinnernde Leinwand von Alain Balzac (Disparaître für 5000 Euro).

Krinzinger hat einen dicht gehängten - und trotzdem noch übersichtlichen - Stand mit den großen Namen der Galerie (Rainer und die Aktionisten, Eva Schlegel, neuen Fotoarbeiten von Erwin Wurm, die er gemeinsam mit Sylvie Fleury machte und die 3300 Euro für eine 5-Exemplare-Auflage kosten), sowie mehreren neuen Künstlern.

Bei Ropac gibt es, von Warhol abgesehen, nur neue Arbeiten von Alex Katz (je 100.000 Dollar), ein Selbstporträt von Baselitz für 150.000 Euro. Im Vergleich dazu hält Schultz aus Berlin den großformatigen Adler von Baselitz für 600.000 Euro bereit. Chobot hat u.a. Bronzegüsse und Tuscharbeiten von Josef Pillhofer (9000 bzw. 2200 Euro) mitgebracht und Thoman macht wieder eine One Man Show mit Franz West, mit frühen Skulpturen (20.000-50.000 Euro) und neuen Möbeln, darunter die gerade in Wien gezeigte Lampe (Auflage 100, die derzeit 1500 Euro kostet).

Die Galerie nächst St Stephan hat einen großformatigen, gelben Brandl von 1991 für 26.400 Euro im Angebot, sowie eine Arbeit von Federle aus den Black Series von 1992, die mit 65.000 Euro angesetzt ist.

Die FIAC 2002 ist qualitativ gut sortiert, einige klassische Blickpunkte (wie historische Vasarelys bei Lahumière, Lucian Freud und Francis Bacon bei Marlborough/London) und Neuigkeiten erfreuen das Besucherherz, das insgesamt mit einer niemals aggressiven Kunst konfrontiert wird. Konsumentenfreundlich könnte man das nennen. Ob die Sammler positiv darauf reagieren, wird sich zeigen. (DER STANDARD, Printausgabe, 25./26./27.10.2002)