Seine zweite, heute zu Hause in den USA ungleich erfolgreicher als mit der Musik verlaufende Karriere festigte Ted Nugent im Jahr 2000 nicht nur mit seiner autobiographischen Anekdoten-Sammlung und vor allem auch den "politischen Betrachtungen" aus seinem Buch God, Guns And Rock'n'Roll, einem der laut New York Times in diesem Jahr meistverkauften Titel in den USA. Die zweite Karriere des TV- und Radio-Präsentators (Ted Nugent's Spirit Of The Wild), Herausgebers und Chefredakteurs der Zeitschrift Ted Nugent Adventure Outdoors Magazine, Zeitungskolumnisten in gegenwärtig über 50 Publikationen (Detroit News, Wall Street Journal . . .) und wegen seiner Offenherzigkeit bezüglich Frauen, der US-Waffengesetze und immer wieder den so genannten Liberalen beliebten Talkshow-Gastes von Programmen wie Larry King, Tom Snyder, Politically Incorrect und dem agressiven republikanischen Kampfhund, George W. Bush-Freund Rush Limbaugh, fußt seit gut einem Jahrzehnt vor allem auch auf der Jagd. Schwerpunkt Bogenjagd.
Damit befindet sich der seit jeher überzeugte Nichtraucher, Antialkoholiker und überhaupt mit Drogenkonsum auf Kriegsfuß stehende christliche Konservative in bester Gesellschaft nicht nur mit diversen US-Senatoren und -Gouverneuren, die Nugent zu seinem persönlichen Freundeskreis zählen darf. George W. Bush 2002: "Wir sind froh, dass es Sie gibt. Sie sind ein guter Mann." Da, wer auf die Jagd geht, auch Waffen braucht, ist dann natürlich auch die National Rifle Association mit ihrem Fürsprecher Charlton Heston nicht weit: "Noch niemand im Lauf der Weltgeschichte hat einen Bären mit einer Uzi gejagt. Die National Rifle Association unterbindet solchen Blödsinn." Für was gibt es auch in diesem Fall Präzisionsgewehre zu kaufen?
Von seiner 2000 Hektar großen Farm in Michigan aus organisiert Nugent heute allerdings auch Jagdsafaris für bis zu 350 Teilnehmer, die sich dann ihren Weg durch die US-Wälder schießen, veranstaltet Bogenschießkurse und Survival-Camps für Kinder - und rückt damit in oft gefährliche Nähe zu den hinterwäldlerischen rechtextremistischen US-Milizen, die wie er einen tiefen Hass gegen die Bürokratie in Washington hegen und sich bis zu den Zähnen bewaffnen, um da draußen in der Natur nicht nur "gottgewollt" das Wild zu erlegen, sondern sich auch gegebenenfalls gegen "Feinde" von außen wie laut Nugent "Sandalen tragende sozialisitsche Vegetarier" zu verteidigen. Nugent: "Ich habe nichts gegen Vegetarier. Sie sind cool. Mit Ausnahme vielleicht eines Berglöwen-Steaks ab und zu ernähre ich mich seit 1969 ausschließlich von selbst geschossenen Vegetariern."
Zu finden ist diese Form von je nach Geschmack mildem bis explizitem Wahnsinn nach seinen Bucherfolgen Bloodtrials: The Truth About Bowhunting (1990) und besagtem God, Guns And Rock'n'Roll jetzt auch im gegenwärtigen US-Bestseller Kill It & Grill It. A Guide To Preparing and Cooking Wild Game And Fish. Gemeinsam mit seiner Frau Shemane Nugent einer recht klischeehaft wirkenden und für einen Macho-Hardrocker offenbar standesgemäß blondierten Blondine, die mit ihrer eigenen Organisation Queen Of the Forest offensichtlich durch urbane Liberalität moralisch gefallene Frauen wieder an das urzeitliche Lagerfeuer zurückbringen will, reitet Ted darin nicht nur wilde Attacken gegen Tierschützer, restriktive Jagdgesetze, industrielle Tierzucht (Stichwort: Hühnerfarmen), Alkohol und Drogen und den Lebensstil von Ozzy Osbourne. Neben zahlreichen Anekdoten aus der Welt der Schusswaffen und des Zweikampfes Mensch gegen "Bär, Piranhas, Löwen, Elche, Hauskatzen, kleine Kinder, verschreckte Frauen und alles andere, was gejagt und niedergestreckt werden kann" bekommen auch Organisationen wie Greenpeace ihr Fett weg: "Wenn die hier das Sagen hätten, würde es in den USA aussehen wie 1965 in der Ukraine."