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John Allen Muhammad

Foto: reuters/Montgomery County Police
Washington/Rockville - Die Mordserie des mysteriösen "Snipers" im Großraum Washington dürfte laut Polizeiangaben offenbar geklärt sein. Die US-Polizei erklärte den am Donnerstag verhafteten Kriegsveteranen John Allen Muhammad (42)und seinen 17-jährigen Begleiter als offiziell verdächtig. Das bei den beiden Männern gefundene Gewehr sei die Mordwaffe in mindestens elf der 13 Fälle, die seit Anfang Oktober zehn Tote und drei Verwundete gefordert hatten. Nach einem Zeitungsbericht verrieten sich die beiden - mutmaßlichen - Täter durch Telefonanrufe bei zwei Priestern, die sie als Sprachrohre bei Botschaften an die Polizei einsetzen wollten.

Tatverdächtiger: John Allen Muhammad

Die Polizei von Maryland bestätigte in der Pressekonferenz entsprechende Medienberichte, wonach das Gewehr vom Typ "Bushmaster .223" tatsächlich die Tatwaffe bei den Heckenschützen-Morden war. Bei der Waffe handelt es sich um eine halbautomatische Zivil-Variante des verbreiteten Armee-Sturmgewehrs "M-16". Der als Heckenschütze verdächtigte 42-jährige John Allen Muhammad gilt auf Grund seiner Armee-Erfahrung als für diesen Waffentyp qualifizierter Schütze.

Polizeichef: ""Die Erleichterung ist spürbar"

Der Polizeichef von Montgomery County, Fahndungsleiter Charles Moose, würdigte die "großartige Teamarbeit" der verschiedenen Polizeibehörden des ganzen Landes bei der Lösung des Falles. "Wir haben uns dem Terror nicht gebeugt, obwohl wir alle Angst verspürt haben", sagte Moose. "Unsere Gedanken und unsere Gebete sind bei den Familien der Opfer". "Die Erleichterung ist spürbar", sagte ein Vertreter der Exekutive von Maryland.

Ob mit der Verhaftung der beiden die Mordserie nun auch wirklich beendet sei, konnte - oder wollte - Moose vor Journalisten aber noch nicht bestätigen. Vorerst würde es nur eine Anklage wegen illegalen Waffenbesitzes nach US-Bundesrecht geben.

Stiefsohn gilt als "Hauptzeuge"

Die beiden Verhafteten, der ehemalige US-Soldat Muhammad und ein aus Jamaika stammender 17-Jähriger - gelten damit ab sofort offiziell als Tatverdächtige für die Mordserie. Malvo wurde interessanter Weise von Moose zunächst nicht als Komplize, sondern als "Hauptzeuge" ("material witness") bezeichnet.

Die Namen der zehn Menschen, die seit 2. Oktober in den Bundesstaaten Maryland, Virginia und in Washington DC erschossen wurden, wurden bei der Pressekonferenz verlesen, eine Schweigeminute folgte.

Tötungsmaschine: Auto

Wie am Abend bekannt wurde, hatte Muhammad zwei große Löcher in den Kofferraum seines Chevrolet Caprice geschnitten - nach den Vermutungen der Polizei, um von dort aus seine Schüsse abfeuern zu können. Diese Löcher seien so angeordnet, dass eines für den Lauf des Gewehres, das andere für das Zielfernrohr passe, berichtete der US-Sender CNN unter Berufung auf die Ermittlungsbehörden. Polizeikreise bezeichneten das Auto als "wahre Tötungsmaschine".

"Ich bin kein Held"

Den entscheidenden Tipp zur Festnahme der beiden Tatverdächtigen hatte in der Nacht auf Donnerstag ein Lastwagenfahrer gegeben, der das gesuchte mutmaßliche Tatfahrzeug an einem Rastplatz gesehen und dort bis zum Eintreffen der Polizei gewartet hatte. Gemäß den Anweisungen der Polizei hatte er 15 Minuten lang mit seinem Lastwagen die Ausfahrt aus dem Rastplatz abgesperrt, damit die beiden Männer nicht flüchten hätten können. Die beiden Männer wurden jedoch schlafend im Auto überrascht und konnten ohne Gegenwehr festgenommen werden. "Ich bin kein Held", wehrte der kurz vor der Pensionierung stehende Lastwagenfahrer bei zahlreichen Interviews am Donnerstag ab. Falls er tatsächlich die ausgeschriebene Belohnung bekomme, überlege er bereits, sie bedürftigen Angehörigen einiger Opfer zur Verfügung zu stellen.

Das letzte Opfer des Heckenschützen, der 35-jährige Busfahrer, der Dienstag früh in Maryland auf den Eingangsstufen seines Autobusses erschossen wurde, wird am Samstag begraben.

Bis vor kurzem bei US-Scharfschützen

Muhammad war auf dem Armeestützpunkt Lewis in der Nähe Tacomas stationiert, wo sich eine Ausbildungsstätte für Scharfschützen der US-Streitkräfte befindet. Er hatte das Militär erst vor kurzem nach 15 Jahren verlassen. Ein Bekannter berichtete am Mittwoch im Nachrichtensender CNN, der Verdächtige habe einer Spezialeinheit angehört.

Vor 17 Jahren zum Islam übergetreten

Muhammad ist nach Medienberichten vor 17 Jahren zum Islam übergetreten. Er habe mit moslemischen Terroristen sympathisiert, berichtete am Donnerstag die "Seattle Times" unter Berufung auf Gespräche mit Ex-Frauen und Bekannten des Golfkriegsveteranen. Er habe nach dem 11. September 2001 öfter anerkennend über die Terroristen gesprochen. (APA/dpa/AP)