Auch "Ärzte ohne Grenzen" vor Ort - Rebellen halten weiterhin hunderte Menschen fest - Ultimatum für Beendigung des Tschetschenien-Krieges
Redaktion
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Moskau - Vertreter des Roten Kreuzes haben am
Donnerstagnachmittag in Moskau Verhandlungen mit den
tschetschenischen Geiselnehmern in einer Konzerthalle begonnen. Zwei
Schweizer Mitarbeiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz,
ein britischer Journalist sowie ein russischer Duma-Abgeordneter
hätten das Gebäude betreten, teilte ein Sprecher des
Inlandsgeheimdienstes FSB in Moskau mit. Die Rebellen halten seit
Mittwochabend noch immer bis zu 800 Besucher und Darsteller einer
Musical-Aufführung in ihrer Gewalt. Drei Kinder und eine Frau seien
am Nachmittag freigelassen worden, meldete die Agentur Interfax.
Auf Verlangen der tschetschenischen Geiselnehmer hat sich auch ein
Vertreter der Organisation "Ärzte ohne Grenzen" (MSF) am Ort des
Geschehens. MSF werde sich allerdings nicht an den Verhandlungen
beteiligen, teilte die Organisation mit.
Unter den Geiseln sind unter anderem auch eine Österreicherin, Leute aus den
USA, Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden, Bulgarien,
Kanada, Australien, Lettland, Moldawien, Weissrußland, Turkmenistan,
Aserbaidschan, Armenien, Georgien und der Ukraine.
Zwei Polizisten erschossen
Die tschetschenischen Rebellen haben nach eigenen Angaben eine Polizistin und einen
Polizisten erschossen. Die beiden Beamten hätten versucht, in das von
der Polizei umstellte, aber von den Rebellen kontrollierte Gebäude
einzudringen, war am Donnerstagmorgen laut ORF-Radio auf der
Homepage
der Tschetschenen zu lesen. Eine Bestätigung
der Moskauer Polizei gibt es nicht.
"Beendigung des Tschetschenien-Krieges"
Die Geiselnehmer setzten der russischen Regierung ein Ultimatum.
Moskau habe sieben Tage Zeit, seine Truppen aus Tschetschenien
abzuziehen und den Einsatz in der Kaukasusrepublik zu beenden,
erklärten die Rebellen Donnerstag Früh. Andernfalls werde das Musicaltheater in der russischen Hauptstadt
in die Luft gesprengt.
Das Gebäude war von Spezialeinheiten umstellt. Anzeichen für eine
anstehende Erstürmung des Gebäudes gab es jedoch nicht.
Selbstmordkommando
Die Geiselnehmer bezeichnen sich auf ihrer
Homepage
als "Selbstmordkommando". Ihr Anführer,
Feldkommandant Mowsad Barajew, wird dort mit den Worten zitiert, dass
seine Kämpfer "nicht zum Überleben, sondern zum Sterben" nach Moskau
gekommen seien. Bei Barajew handelt es sich um einem Neffen des
tschetschenischen Rebellenführers Arbi Barajew, der nach russischen
Armeeangaben im Juni vergangenen Jahres getötet worden war.
Nachdem die Rebellen während des zweiten Aktes des Musicals
"Nord-Ost" das Theater besetzt hatten, wurde von Schießereien in
mehreren Teilen des fünfstöckigen Gebäudes berichtet. Angaben über
Opfer lagen aber zunächst nicht vor. Ein Augenzeuge sagte, nach der
Besetzung seien in einer Ecke des Zuschauerraumes, auf einem der
Balkone und hinter der Bühne einige Schüsse gefallen. Einer der
Freigelassenen berichtete, die Rebellen hätten Sprengsätze in dem
Gebäude angebracht.
Viele Sprengsätze im Gebäude
Eine verängstigte Geisel appellierte über ihr Mobiltelefon und im
Fernsehsender NTW direkt übertragen an die Sicherheitskräfte, das
Gebäude nicht zu stürmen: "Bitte versucht keine Erstürmung. Es sind
dort viele Sprengsätze. Eröffnet nicht das Feuer auf sie (die
Geiselnehmer)!" (APA/Reuters/dpa)
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