Bloß: Die vom zuständigen Referatsleiter der Staatspolizei bemühte Erklärung greift zu kurz. Zander erklärt nämlich, jene sich als Skinheads bezeichnenden Jugendlichen, die am Wochenende mit einem Überfall auf ein Lokal der SJ einen weiteren Mosaikstein in ein seit Monaten wachsendes Bild von Gewalttaten setzten, wären weniger politisch als alkoholisch motiviert.
Wie der STANDARD berichtete, haben Floridsdorfer Skins seit dem Frühjahr immer wieder andere Jugendliche terrorisiert. Am Samstag kam es zu einer Auseinandersetzung mit zum Teil erheblich Verletzten (Nichtskins) und Festnahmen (einiger Skins). Auf STANDARD-Anfrage bestätigte man auch seitens der Stadt Wien, dass in letzter Zeit eine Zunahme einschlägiger Aktivitäten registriert werde. Nicht nur in Floridsdorf. Darum werde die Zahl der speziell auf den Umgang mit extremistischen Jugendlichen geschulten Sozialarbeiter verdoppelt. Derzeit hat Wien nur drei solche Spezialisten.
Doch während vielerorts - auch weil nicht sein kann, was nicht sein soll - lieber über Alkohol und Frust als über politische Hintergründe diskutiert wird, liegen dem STANDARD - zumindest was die Rädelsführer angeht - andere Aussagen vor: Einige der Floridsdorfer Schläger sollen auch bei der gar nicht unpolitischen Anti-Wehrmachtsausstellungs-Kundgebung ("Großvater, wir danken Dir!") vergangenen April am Wiener Heldenplatz dabei gewesen sein.
Seitens der Stadt Wien, im Büro von Jugend- und Sozialstadträtin Grete Laska (SP), erklärt man dazu, dass "eine Radikalisierung tatsächlich stattfindet". Steigende Jugendarbeitslosigkeit begünstige dies, Budgetkürzungen und Postenkürzungen im Sozialbereich und bei der Exekutive würden soziale und polizeiliche Kontroll- und Präventionsarbeit erschweren.