Bis Mittwochmittag hatte das Protokoll von Alfred Gusenbauers Chat auf derstandard.at mehr als 10.000 Zugriffe verzeichnet. In Form von "Postings" gaben bis zu diesem Zeitpunkt 166 User einen Kommentar dazu ab. Am Chat selbst, der Dienstagvormittag stattfand, versuchten sich etwa 500 Interessierte zu beteiligen.

Chats auf derstandard.at sind moderiert, Wiederholungen oder besondere Unsinnigkeiten werden aussortiert. Das Besondere an einem Chat ist die Schnelligkeit, mit der Fragen durchgestellt und dann beantwortet werden. Dass es kein direktes Gegenüber gibt, mag dazu verleiten, in seinen Ansagen leichtsinniger zu werden. Dagegen spricht, dass die Antworten schriftlich gegeben werden, erklärt Gerlinde Hinterleitner, Redaktionsleiterin von derstandard.at.

Auffallend ist, dass die Parteien die öffentlichkeitswirksame Bedeutung von Chats erkannt haben und eigene Leute abstellen, die sich beteiligen und die Parteilinie in Foren verbreiten. Online-Umfragen werden immer wieder durch organisierten Zugriff zu manipulieren versucht. In Lehrgängen wird die Präsenz in Internet-Foren bereits als neue Form des Marketings insbesondere für Parteien empfohlen. Politiker nutzen diese Kommunikationsform bewusst, um mit einer prägnanten Ansage ihre Botschaft zu verbreiten. (völ/DER STANDARD, Printausgabe, 24.10.2002)