Ex-Generalstabschef fürchtet Auslieferung an Haager Tribunal
Bobetko wird zu Hause von Kriegsveteranen "beschützt" - Ministerpräsident Racan kündigte Rücktritt an, falls Causa Sanktionen für Kroation folgten
Redaktion
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Zagreb - Der kroatische Ministerpräsident Ivica Racan hat
den vor dem UNO-Tribunal in Den Haag angeklagten früheren
Generalstabschef Janko Bobetko (83) nicht davon überzeugen können,
ins Spital zu gehen. Somit wird Racan Tribunalschefanklägerin Carla
del Ponte erklären müssen, warum Kroatien Bobetko die Anklage noch
nicht zugestellt hat. Dies ist die Voraussetzung für seine
Auslieferung. Del Ponte wurde am Mittwochnachmittag in Zagreb zu
einem Besuch erwartet.
Zagreb will Zeit herausschinden
Seit dem 19. September, als ihr die Anklage im Fall Bobetko
zugestellt wurde, versuchte die Regierung in Zagreb auf Zeit zu
spielen, zunächst mit Einsprüchen und dann unter Berufung auf den
schlechten Gesundheitszustand des Generals. Am Dienstagabend gaben
Bobetkos Ärzte bekannt, dass dessen Herzschrittmacher schlecht
funktioniere und installierten daher ein neues Gerät in seiner
Wohnung. Bobetko weigert sich aber hartnäckig gegen eine Behandlung
im Krankenhaus, weil er fürchtet, entführt und dem Haager Tribunal
überstellt zu werden.
Schutz durch Kriegsveteranen
Nach Angaben von Verwandten und Bobetko nahe stehenden Personen
sind die Herzprobleme des mutmaßlichen Kriegsverbrechers darauf
zurückzuführen, dass die kroatische Regierung ihm die Anklage nun
doch zustellen will. Kriegsveteranen haben sich schon um sein Haus
gruppiert, um ihn zu beschützen. Gerüchten zufolge wollen sie
Kontrollpunkte einrichten und jeden Versuch, ihn festnehmen zu
lassen, unterbinden. Racan hat unterdessen bereits angekündigt, er
wolle zurücktreten, wenn wegen des Falls Bobetko Sanktionen gegen
Kroatien verhängt werden. Bobetko wird die Ermordnung von mindestens
100 Zivilisten während einer Militäraktion gegen serbische
Aufständische im Jahr 1993 zur Last gelegt.
Kritik an Anklage Bobetkos
Der Vorsitzende der kroatischen Paneuropa-Bewegung, Mislav Jezic,
hat unterdessen in einer Aussendung die Anklage Bobetkos
kritisiert. Das UNO-Tribunal habe die Aktionen im Jahr 1993 in der
Gegend von Medak als "ethnische Säuberung" bezeichnet, ohne zu
erwähnen, dass von dort aus die Stadt Gospic monatelang bombardiert
und die Bevölkerung bombardiert worden sei. Man könne sich fragen,
warum das Gericht in Den Haag eher Leute wie General Bobetko
verfolgt, die es verhindert hätten, dass Gospic zum zweiten Vukovar
werde, "als jene, die für das Massaker und Zerstörung von Vukovar
schuldig sind?" (APA)
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