International
Innerkoreanische Gespräche nach Streit um Atomprogramm unterbrochen
Bush setzt auf internationalen Druck gegen Nordkorea
Seoul/Washington/Peking/Moskau - Der Streit um das nordkoreanische
Atomprogramm hat am Dienstag die innerkoreanischen Gespräche in Seoul
blockiert. Die Delegation aus Pjöngjang lehnte Medienberichten
zufolge den Wunsch Südkoreas nach einer gemeinsamen Erklärung ab, in
der es sich zu dem Anti-Atom-Abkommen von 1994 bekennen sollte. Die
Südkoreaner hätten bereits zweimal den Verhandlungstisch verlassen
wollen; beide Male habe aber der nordkoreanische Delegationsleiter
Kim Ryong Song seinen südkoreanischen Kollegen und
Wiedervereinigungsminister Jeong Se Hyun zu Vier-Augen-Gesprächen
gebeten. Den Angaben zufolge beharrte Nordkorea auf einem Passus in der
Erklärung, in dem Washington wegen seiner "feindlichen Politik"
gegenüber Pjöngjang Mitschuld an der derzeitigen Krise gegeben wird.
Bolton: Pjöngjang nicht sicher im Besitz von Atomwaffe
Derweil erklärte US-Vizeaußenminister John Bolton, die USA seien
sich nicht sicher, ob Nordkorea bereits über Atomwaffen verfüge.
Vielmehr habe Washington stets gesagt, dass die kommunistische
Führung daran arbeite, angereichertes Uran herstellen zu können,
sagte Bolton bei einem Besuch in Moskau. Allein das stelle einen
"schweren Verstoß" gegen den 1994 mit den USA abgeschlossen Vertrag
dar. Darin hatte sich Nordkorea verpflichtet, sein Atomwaffenprogramm
einzufrieren. Im Gegenzug sollte ein internationales Konsortium zwei
Leichtwasser-Atomkraftwerke bauen.
Bush setzt auf internationalen Druck gegen Nordkorea
Die US-Regierung will Nordkorea mit internationalem Druck dazu bringen, sein
Atomwaffenprogramm aufzugeben. Er wolle der Bedrohung auf friedlichem
Wege und in Zusammenarbeit mit den Verbündeten begegnen, sagte
US-Präsident George W. Bush in Washington. Unterdessen bemühten sich
südkoreanische Unterhändler am Dienstag in Gesprächen mit Vertretern
aus Pjöngjang um ein Einlenken des Nordens im Atomstreit. China hat
Nordkorea und die USA aufgefordert, zu der Abrüstungsvereinbarung von
1994 zurückzukehren; danach wollte Nordkorea sein Atomprogramm
einfrieren und sollte im Gegenzug zwei Leichtwasserreaktoren
bekommen.
"Ich betrachte dies als eine Möglichkeit, mit unseren Freunden in
der Region zusammenzuarbeiten", sagte Bush am Montag. Gemeinsam wolle
man Nordkorea von der Notwendigkeit der Abrüstung überzeugen. Er
äußerte sich damit erstmals zu dem international heftig kritisierten
nordkoreanischen Waffenprogramm, mit dem Pjöngjang gegen ein Abkommen
mit den USA verstößt. "Wir haben entdeckt, dass sie Uran anreichern,
um damit eine Atomwaffe zu entwickeln", sagte der US-Präsident. "Wir
dachten, sie hätten uns ihr Wort gegeben, dass sie das nicht tun
würden." Er kündigte an, am Rande des APEC-Treffens am Wochenende in
Mexiko mit den Staats- und Regierungschefs aus China, Japan und
Südkorea über das Thema sprechen zu wollen.
"Grosses Geschrei der USA
Nach südkoreanischen Angaben weigerte sich die nordkoreanische
Seite bei den Gesprächen in Pjöngjang, in einer gemeinsamen
Abschlusserklärung auf den Streit um das Atomwaffenprogramm
einzugehen. Für Dienstag war eine abschließende Sitzung der seit
Sonntag andauernden Verhandlungen auf Ministerebene geplant, bei der
die Unterhändler sich um einen Kompromiss bemühen wollten.
Staatliche nordkoreanische Medien riefen am Dienstag die USA auf,
anstatt auf Konfrontation auf Versöhnung und Frieden zu setzen. "Die
USA fordern jetzt eine Abrüstung Nordkoreas und veranstalten großes
Geschrei über eine 'Bedrohung'", schrieb das KP-Organ "Rodong Sinmun"
in einem Kommentar. "Aber zu einem solchen Aufruhr besteht kein
Anlass, und er wird zu nichts führen."
Rahmenabkommen erfüllen
Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Liu Jianchao,
sagte am Dienstag vor Journalisten in Peking, "alle betroffenen
Parteien sollten das Rahmenabkommen gewissenhaft erfüllen". Die
Vereinbarung sei wichtig für Frieden, Stabilität und den Nuklearabbau
der koreanischen Halbinsel. Es sei zwar eine Angelegenheit der
betroffenen Länder, aber "auch von Sorge für China". Dialog sei der
wirksamste Weg, das Problem zu lösen.
(APA/AP/dpa)