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Grafik: DerStandard
"Jetzt ist genug Abstand gefunden", sagt Christian Heiss, Autoexperte bei A. T. Kearney im S TANDARD -Gespräch, "um die Fehler, die damals gemacht wurden, aufzuarbeiten und zu vermeiden." Internet im Auto - ein viel gehyptes Thema vor zwei Jahren. Rausgekommen ist sehr wenig. Noch immer surft so gut wie kein Beifahrer regelmäßig im Netz, um Hotels zu suchen oder dem Megastau rechtzeitig aus dem Weg zu fahren. Einerseits lassen auch die UMTS-Netze auf sich warten - so sie überhaupt kommen. Andererseits wird auch der "Content" noch nicht zielgruppengemäß verwendet. Das Hauptproblem während der Dotcom-Euphorie war, "dass die Autoindustrie alles selbst machen wollte". Das sei aber "der falsche Ansatz gewesen, denn große Medienhäuser haben allen Content der Welt verfügbar". Der Vorschlag daher: Partnerschaften eingehen. Mehrwert durch Inhalte Dabei sollte man sich auch von der Vorstellung lösen, es müsse unbedingt immer um "Internet im Auto" gehen. Der gesamte Marketingprozess - Kauf, After-Sales oder Besitz - könnte "durch Inhalte Mehrwert bekommen", so der Unternehmensberater. Ein weiterer Fehler sei früher gewesen, dass "der komplette Content durch alle Kanäle geworfen" worden wäre. Der Kunde will aber gezielt bedient werden - mit der richtigen Info über den richtigen Kanal. "Time-killing-Applications" - also etwa "Staumeldungen und gleichzeitig irgendwelche Spiele" - sind hinausgeworfenes Geld, so der A.-T.-Kearney-Mann. Auch sei zu sehr darauf geschaut worden, was technisch möglich ist, und nicht darauf, was die Leute brauchen, "zum Beispiel, dass man per WAP informiert worden ist, wo sich das bestellte Auto im Produktionsablauf gerade befindet. Das interessiert doch wirklich niemanden." Vieles möglich Aus den angeregten Kooperationen zwischen Autoindustrie und Medienhäusern könnte sich, so Heiss weiter, viel mehr ergeben als nur In-Car-Systeme - wie es etwa der neue 7er-BMW hat. Von einer einfachen Anlieferung von Inhalten über fertige Dienstleistungs- und Marketingpakete bis hin zu Multimedia-Joint-Ventures zwischen Industrie und Medien sei vieles möglich, so Heiss. Ein verwirklichtes Beispiel für eine Kooperation, "die wirklich Geld gebracht hat", sei "Corporate TV" bei der süddeutschen Volkswagen-Tochter Audi gewesen. Um zu vermeiden, dass Arbeiter in der Fabriken während der Fußball-WM in Korea und Japan "krankfeiern", um die Spiele ansehen zu können, ließ der Autokonzern ein eigenes Fernsehprogramm für die Belegschaft produzieren. In den Pausen wurden alle wichtigen Szenen gezeigt. (Leo Szemeliker, DER STANDARD, Printausgabe 22.10.2002)