Obwohl der scheidende demokratische Gouverneur von Missouri, Mel Carnahan, kurz vor den Senatswahlen 2000 tödlich verunglückte, wurde er auf Grund einer Laune des Wahlrechts in seinem Bundesstaat in den Senat gewählt - und seine Witwe Jean Carnahan, nahm seinen Sitz im Senat ein. Carnahan hatte den künftigen Justizminister John Ashcroft besiegt. Im ersten von ihr persönlich geführten Wahlkampf liegt Frau Carnahan mit 41 zu 47 Prozenten hinter ihrem republikanischen Herausforderer Jim Talent. Ihr undiplomatischer Ausspruch, sie sei eine Zielscheibe für das Weisse Haus ("Sie können Bin Laden nicht kriegen, also versuchen sie es mit mir") verschaffte ihr wenig Sympathien. Carnahan entschuldigte sich später für diese Äußerung.

Seit 28 Jahren ist der liberale Demokrat Tom Harkin im US-Kongress. 1974 wurde er in das Repräsentantenhaus gewählt, zehn Jahre später in den Senat. Bis vor kurzem galt sein Senatssitz als sicher. Unlängst wurde ihm jedoch vorgeworfen, er habe einen seiner Ex-Mitarbeiter mit einem Kassettenrecorder ausgerüstet, um eine Strategiesitzung seines republikanischen Widersachers Greg Ganske auszuspionieren. Der "Skandal" stellte sich als Seifenblase heraus, weil Ganskes Sitzung halb öffentlich gewesen war, doch die Republikaner wittern dennoch eine Chance, den verhassten Harkin aus dem Sattel zu heben - obwohl der als "peacenik" bekannte Senator sogar für die Irak-Resolution gestimmt hatte. Derzeit führt Harkin in den Umfragen knapp vor Ganske.

(DERSTANDARD, Printausgabe, 22.10.2002)