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Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann: "Keine Angst gefressen zu werden."

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Deutsche Bank-Chef sieht BILD Ackermann bei Bundeskanzler Schüssel

Wien - Eine Beschleunigung der Konzentration im europäischen Finanzwesen erwartet der Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Josef Ackermann, für die nächsten Jahre. "Es besteht kein Zweifel, dass in den nächsten fünf bis zehn Jahren große Konsolidierungsschritte erfolgen werden", sagte Ackermann am Montag in Wien. Sein Institut habe zwar "keine Angst gefressen zu werden", müsse aber "zu einer Position der Stärke zurück finden und sich am Konsolidierungsprozess aktiv beteiligen." Ackermann, der für einen Kongress nach Wien gereist war, führte am Vormittag ein etwa einstündiges Gespräch mit Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V).

Die von der deutschen rot-grünen-Regierung geplanten Steuererhöhungen lehnt der Chef des größten europäischen Kreditinstituts ab. "Wir sollten lieber die Steuern senken, Steuererhöhungen sind nicht der richtige Weg", meinte Ackermann auf Journalistenfragen. Die geplante Unternehmensmindestbesteuerung sowie die Pläne zur Besteuerung von Börsegewinnen waren am Wochenende auf scharfe Kritik deutscher Konzerne gestoßen, die zum Teil damit gedroht hatten, ihren Firmensitz aus Deutschland zu verlegen. Gleichzeitig meinte Ackermann, die EU müsse am "Stabilitätspakt festhalten, das ist wichtig für die Glaubwürdigkeit der europäischen Währung".

"Ertragskrise"

Ackermann bezeichnete die Krise der deutschen Banken als "Ertragskrise", die keine Strukturkrise sei, die sich sich direkt mit den Problemen der japanischen Banken vergleichen lasse. Für die Deutsche Bank gehe es darum, sich auf die "Kernaufgaben zu fokussieren, die Kosten nach unten zu bringen" und das "Geschäftsmodell anzupassen". Aus diesem Grund müsse sein Institut binnen Jahresfrist wie angekündigt rund 15.000 Jobs streichen. Dann werde die Deutsche Bank 70.000 bis 75.000 Mitarbeiter haben. (Ende Juni 2002 waren es weltweit rund 85.000). Die erwartete Konsolidierung bei den großen Banken werde auf europäischer Ebene stattfinden müssen, "um weltweit konkurrieren zu können", meinte Ackermann.

Chancen für Kleine

Nicht für alle europäischen Banken gebe es allerdings den Zwang, stark zu wachsen - dies hänge vom Geschäftsmodell ab, meinte der Manager mit Blick auf die kleineren österreichischen Institute. Man könne auch "auf einem relativ kleinen Markt mit begrenzten Produkten erfolgreich operieren". Beide Geschäftsmodelle böten Chancen. (APA)