Mailand – Fiat kann derzeit nur träumen, womit die Fässer in der Weinregion um Turin gut gefüllt sind: Qualitätsprodukte, die sich im In- und Ausland größter Beliebtheit erfreuen. In der norditalienischen Region Piemont gibt es die größte Anzahl von Qualitätsweinen Italiens. Mit 46 von landesweit 300 DOC-Weinen und acht von 46 DOCG-Weinen (garantierter, kontrollierter Ursprung) nehmen vor allem die Rotweine aus Piemont eine Spitzenstellung ein.

Land- und Weinwirtschaft blüht

Allerdings dürften sich die sommerlichen Unwetterkatastrophen nach fünf Rekordjahren heuer auf die Qualität auswirken. Italiens Weinernte 2002 wird infolge der Hagelschauer geschätzt 47 Millionen Hektoliter ausmachen und damit einen seit 1957 nicht erreichten Tiefstand erreichen. Zwar sind Barolo, Nebbiola und Barbera zu kostbar, um mit ihnen den arbeitsmarktpolitischen Kummer der Region hinunterzuspülen, gegen die allgemeine Tristesse am regionalen Arbeitsmarkt sie sind aber eine echte Hilfe. Denn während Fiat in Piemont mehr als 5000 Arbeitsplätze streicht – ganz zu schweigen von den Zulieferbetrieben, die nach Erwartungen des regionalen Arbeitsamtes Tausende von Arbeitern freisetzen werden – blüht die regionale Land- und vor allem die Weinwirtschaft. Seit Beginn der Neunzigerjahre nahmen die Beschäftigten "rund um den Wein" um rund zehn Prozent auf 15.000 zu.

Die 500 Winzerbetriebe und 60 Genossenschaftskellereien verzeichnen hier einen jährlichen Umsatz von geschätzt 60 Mio. Euro. Die Rentabilität hat sich verfünffacht. "Das Arbeits- und Wachstumspotenzial ist noch nicht ausgeschöpft" sagte der Präsident der Enoteca del Piemonte, Pier Domenico Garrone zum STANDARD.

Vermarktung

Noch nicht so fix sind die Piemontesen bei der Vermarktung. Das soll sich ändern, denn die besten, nach speziellen Kriterien selektionierten elf Weinhandlungen der Region haben sich in der "Enoteca del Piemonte" zusammengeschlossen. Diese bereitet nun, wie berichtet, eine Werbekampagne mit Filmen berühmter Romanvorlagen wie Schnitzler vor, um Tourismus und Wein bekannt zu machen. Um die Verteuerungspsychose zu stoppen, sollen ab November unter www.enotecadelpiemonte.com Höchst- und Tiefpreise der "Enoteca"-Weine angegeben werden. 2003 steht eine durchschnittliche Verteuerung um zehn Prozent ins Haus. (Thesy Kness-Bastaroli, DER STANDARD, Printausgabe 21.10.2002)