Dänischer Wirtschaftsberater soll bis Mitte Dezember Konzern durchleuchten - Experten sprechen von möglichem Börserückzug
Redaktion
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Wien - Der börsenotierte VA Tech-Konzern wird von einem
dänischen Wirtschaftsberater durchleuchtet. Bis Mitte Dezember soll
der Däne Frederik Lacoppidan, der sich vor wenigen Monaten mit dem
Beratungsunternehmen Directure GmbH in Wien selbständig gemacht hat,
Vorschläge machen, welche Struktur und Strategie die VA Tech künftig
haben soll. Das hatte der VA Tech-Aufsichtsrat in seiner Sitzung
Mitte September beschlossen. Auch Zusammensetzung und Zahl der
Vorstandsmitglieder würden hinterfragt, berichtet das Wochenmagazin
"profil" in seiner jüngsten Ausgabe. Dass Georg Antesberger, derzeit
Mitglied des VA Tech-Dreiervorstandes, im Zuge dieser Neuorientierung
in den Vorstand eines Tochterunternehmens übersiedeln soll, gilt laut
"profil" als so gut wie sicher.
Börsenrückzug?
Um die künftige Strategie in Ruhe vorbereiten zu können, würde
sich ein Rückzug der VA Tech-Aktie von der Börse im Wege des
Einstiegs etwa eines Spezialfonds anbieten, schreiben die "Salzburger
Nachrichten" in ihrer Wochenendausgabe. Der Spezialfonds könnte den
Streubesitzaktionären ein Übernahmeangebot machen. Zur Entlastung der
Voestalpine - deren eigener Börsekurs durch die rund 19-prozentige
Beteiligung an VA Tech unter der Schwindsucht der VA Tech-Aktie
leidet - wäre die vorübergehende Übernahme des voestalpine-Anteils an
VA Tech durch die ÖIAG denkbar. Ob das aber auf Basis des jetzigen
ÖIAG-Gesetzes möglich sei, sei noch strittig, so die "SN".
Aktie mit rasantem Werteverlust
Die VA Tech-Aktie hat allein im heurigen Jahr mehr als die Hälfte
an Wert verloren und hatte vor rund eineinhalb Wochen ein
historisches Tief von 12,60 Euro erreicht, sich aber in der
abgelaufenen Woche wieder etwas erholt und war mit 15,14 ins
Wochenende gegangen. Die Voestalpine musste zum Geschäftshalbjahr
(30.9.) die VA Tech-Beteiligung mit 44 Mill. Euro wertberichtigen, da
der Kurs von 31,47 seit 28.3. auf 16,05 zum 30.9. eingebrochen war.
Von den fünf Geschäftsbereichen der VA Tech (Metallurgie,
Hydraulische Energieerzeugung, Energieübertragung, Wassertechnik und
Infrastruktur) sind derzeit die Hydraulische Energieerzeugung
(Turbinenbau) und die Energieübertragung die Cash-Cows, sie erzielten
zum Halbjahr zusammen einen Betriebserfolg (EBIT) von 38,5 Mill.
Euro, der durch Verlustbereiche wie Metallurgie (minus 4,7 Mill.
Euro) und Wassertechnik (minus 14,6 Mill. Euro) auf ein Konzern-EBIT
von 20,1 Mill. Euro zusammenschmolz. Die Infrastruktur (elektrische
Gebäudeausrüstung der Elin-EBG-Gruppe) war mit 4,5 Mill. Euro im
positiven EBIT-Bereich.
Finanzergebnis blutrot
Blutrot war aber mit minus 108 Mill. Euro das Finanzergebnis der
VA Tech zum Halbjahr, in dem sich der Abwertungsbedarf einer
10-prozentigen Beteiligung an der Energietochter des insolventen
deutschen Babcock Borsig-Konzerns samt Sonderabschreibungen mit
insgesamt 50 Mill. Euro niederschlug. Für das Gesamtjahr 2002
erwartet Konzernchef Erich Becker ein gleichbleibendes oder leicht
gesteigertes EBIT zum Vorjahr (83 Mill. Euro). Das Jahresergebnis,
das 2001 nach Sondererträgen mit 32 Mill. Euro positiv war, werde
heuer wegen der Sonderbelastungen und Sanierungsaufwendungen für die
Metallurgie und die Wassertechnik in einen Jahresfehlbetrag
umschlagen.
Therapie erst nach Befund
Der Aufsichtsratsvorsitzende der VA Tech,
ÖAIG-Vorstand Peter Michaelis, wollte zu Spekulationen über die Zukunft des Konzerns am Sonntag keine Angaben machen und meinte: "Zuerst muss man den Befund erstellen, um dann
die Diagnose und Therapie machen zu können". Die Restrukturierung der VA Tech solle jedoch nicht beim Kopf beginnen, sondern an den Wurzeln, sagte der ÖIAG-Vorstand als
Eigentümervertreter zu den immer wieder kehrenden Spekulationen um
eine Ablöse VA-Tech-Konzernchef Erich Becker. Es könne bei der
Analyse herauskommen, dass Becker der ideale Mann zum idealen
Zeitpunkt für das Unternehmen sei. "Es kann nicht angehen, dass Manager jeden Tag die Zeitung
aufschlagen müssen, um zu erfahren, ob es sie überhaupt noch gibt."
Er sehe es als Aufgabe eines Aufsichtrates an, die Voraussetzungen zu
schaffen, damit Manager die geforderten Leistungen erbringen können. (APA)
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