Linz - Vier Wochen hindurch hat das Linzer market-Institut jeweils 400 Österreicherinnen und Österreicher über ihre Einschätzungen der vier Parlamentsparteien befragt. Der Vergleich der Ergebnisse zeigt: Allen Gruppen wird mehr oder weniger stark vorgeworfen, dass sie mit ihren politischen Aussagen übertreiben. Die FPÖ trifft der Vorwurf besonders, er wird von drei von vier Befragten erhoben, besonders von jüngeren und höher gebildeten - aber er wird sogar von der eigenen Wählerschaft wahrgenommen.

Die ÖVP, die sich gerne als Partei der Mitte darstellt, trifft dieser Vorwurf weniger, doch gelten Übertreibungen als ebenso starkes Argument gegen die Volkspartei wie Enttäuschung mit ihrer Politik - und diese beiden Argumente werden fast von jedem zweiten Österreicher für bedeutsam gehalten.

Allerdings halten noch mehr Befragte - 60 Prozent - Enttäuschung über die Politik der SPÖ für ein mögliches Motiv, gegen die SPÖ zu wählen. "Dabei muss man aber berücksichtigen, dass die SPÖ eine Umstellung von Regierungs- auf Oppositionsrolle zu bewältigen hatte - was umgekehrt auch für die FPÖ gilt, bei der ja auch mehr als 50 Prozent sagen, dass Enttäuschung über ihre Politik gegen die Wahl dieser Partei sprechen könnte," sagt market-Studienleiter David Pfarrhofer.

Im direkten Vergleich zeigt sich, dass die positive Ausformung der Frage - dass gute Politik als Motiv für die Wahl der jeweiligen Partei stehen könnte - vor allem für die ÖVP und schon an zweiter Stelle für die Grünen gesehen wird.

Das Hauptargument für die SPÖ ist ihre Politik für die sozial Schwachen - da kann keine andere Gruppierung mit. Selbst zwei von fünf ÖVP-Wählern anerkennen das sozialpolitische Engagement der Sozialdemokraten als mögliches Wahlmotiv. Der eigenen Partei trauen sie das nicht signifikant stärker zu.

Sowohl rot als auch schwarz wird von jedem Zweiten zugetraut. für ein modernes Österreich zu stehen, auch "Politik mit Augenmaß" wird den Großparteien eher zugetraut.(Conrad Seidl/DER STANDARD, Printausgabe, 21.10.2002)