Kunst
"Herr Ranicki kommt ... nicht vor"
Günter-Grass-Haus wird am Wochenende in Lübeck eröffnet
Günter Grass ist mit dem ihm gewidmeten Museum
zufrieden: "Ich fühle mich mit meiner Arbeit hier gut aufgehoben",
sagte der Dichter am Freitag bei der Pressevorbesichtigung des
Günter-Grass-Hauses in der Lübecker Altstadt. Das Museum, das dem
Wechselspiel zwischen dem literarischen und dem bildkünstlerischen
Werk des Literatur-Nobelpreisträgers gewidmet ist, wird am Sonntag
mit einem Festakt eröffnet. Die Kosten von rund zwei Millionen Euro
teilen sich Bund, Land und verschiedene Stiftungen. Helles Holz und blau-graue Wände bilden den Rahmen für die
Skulpturen, Aquarelle, Zeichnungen und Radierungen von Günter Grass,
die in dem Haus einen dauerhaften Platz gefunden haben. An
"Hörstationen" liest Grass eigene Werke, denn in dem Haus geht es
nicht nur um die bildende Kunst allein, sondern um das Wechselspiel
zwischen Bild und Wort im Werk des Autors. Das Bild habe ihm oft
geholfen, die passenden Worte zu finden, sich anschließend aber
verselbstständigt, sagte Grass. "Ich bin ja gelernter Bildhauer, als
Schriftsteller bin ich Autodidakt", so der Nobelpreisträger.
Forum für Literatur und bildende Kunst
Das Haus ist ausdrücklich nicht als "Mausoleum" für den noch
lebenden Künstler, sondern als Forum für Literatur und bildende Kunst
konzipiert worden. Dort sollen in Zukunft auch Arbeiten anderer
Doppelbegabungen gezeigt werden. Die erste Ausstellung allerdings ist
Grass gewidmet. Unter dem Titel "Paarungen/Aus der Sammlung des
Günter-Grass-Hauses" zeigt sie einen Querschnitt durch sein Werk aus
den Jahren 1955 bis 2002.
Für das neue Museum hatte die Hansestadt Lübeck einen Teil des
Vorlasses des Künstlers und die ihm gehörende Hälfte des Hauses in
der Glockengießerstraße gekauft. Die Einrichtung des Grass-Hauses war
in Lübeck wegen der Kosten zunächst heiß diskutiert worden.
Schließlich stimmte die Bürgerschaft unter der Bedingung zu, dass der
Hansestadt keine Kosten entstehen dürften. "Die, die dagegen gestimmt
haben, sind jetzt herzlich eingeladen, das anzuschauen, was sie nicht
haben wollten", sagte Grass.
Unversöhnlich zeigte sich der Autor dagegen in anderer Richtung.
Einer Journalistin der "Bild"-Zeitung verweigerte er ein Interview
mit dem Hinweis, erst müsse sich der Springer-Verlag wegen der
"Hetzkampagne" gegen seinen Freund Heinrich Böll entschuldigen. Und
auf die Frage, ob er sich eine Aussöhnung mit dem Literaturkritiker
Marcel Reich-Ranicki vorstellen könnte, antwortete er lapidar: "Herr
Ranicki kommt in diesem Haus nicht vor." (APA)