Der hochdekorierte Sterne-Koch Emile Jung hat
einmal mehr seinen Sinn für innovative und werbewirksame Initiativen
unter Beweis gestellt: Gemeinsam mit vier Kollegen aus der
französischen Meisterkochriege weist der Besitzer des Straßburger
Gourmet-Tempels "Au Crocodile" Hobbyköche und Internet-Surfer im Web
in seine Kunst ein. Jeder der "Toques", wie die Spitzenköche in
Frankreich wegen ihrer traditionellen Kopfbedeckung genannt werden,
stellt eines seiner Lieblingsrezepte vor. Auf der Web-Seite
Les Toqués du net
finden Surfer die Zutatenliste
und eine genaue Anleitung. Auf einem Foto können sie sehen, wie die
kulinarische Kreation aussehen soll.
Die Meister hätten bewusst Gerichte gewählt, die auch ein Laie
problemlos nachkochen könne, versichert Axel Arastkiewicz, Sprecher
des "Crocodile". Nicht ganz problemlos dürfte dagegen die Beschaffung
einiger Zutaten zu sein - etwa der frischen Wachteleier, mit denen
der Chef des Toulouser Feinschmeckertempels "Les Jardin de l'Opera"
gefüllte Paradeiser zubereitet.
Für das Rezept seines bretonischen Kollegen Rachels Gesbert,
Inhaber eines Gourmet-Restaurants in Rennes, müssen sich Hobbyköche
auf die Suche nach einer Andouille machen - einer Art Wurst, die vor
allem aus Schweinedärmen besteht und so manchem nicht Eingeweihten
Schauer über den Rücken jagt. Gesbert kombiniert diese kulinarische
Spezialität mit frischen Jakobsmuscheln, Artischockenböden und einer
Bouillon aus Gemüse und Schalenfrüchten, was besondere Gaumenfreuden
verheißt.
Geradezu unkompliziert erscheint dem gegenüber der Rezeptvorschlag
des Straßburger Küchenmeisters: Jung empfiehlt gegrillte Gambas auf
Spaghetti, mit einer Sauce aus Orangen und Hagebutten. Der Pariser
Drei-Sternekoch Guy Savoy und sein Kollege Christian Etienne aus dem
südfranzösischen Avignon wiederum erklären, wie man frisches Gemüse
zu schmackhaften Ragouts verwandelt.
Gestartet wurde die Internet-Aktion im Rahmen der diesjährigen
"Woche des Geschmacks", mit der Frankreich seit 1990 seinem Renommee
als Heimat der Gourmets gerecht zu werden versucht. Die Initiative
wendet sich vor allem an Kinder und Jugendliche, die sich immer mehr
für Fast-Food-Restaurants begeistern - zum Leidwesen der Verteidiger
der reinen französischen Kochlehre. (APA/red)