Die Herkunft aus einer Dynastie unehelicher Mütter, die Kindheit in einer Wiener Substandard-Zimmer-Küche-Kabinett-Wohnung, der Berufswunsch Verkäuferin, das Lebensziel Heirat und zwei Kinder. Kurz: ein normales Frauenleben der Nachkriegszeit. Doch dann kamen die Knöpfe: Der Ehemann beklagt, dass an seinem Hemd zwei Knöpfe fehlen - und die Ehefrau fragt: Was gehen mich seine Knöpfe an? Es sind alltägliche Kleinigkeiten wie diese, anhand derer die Journalistin Susanne Feigl schildert, wie aus der "ganz normalen" Frau Johanna Dohnal die Sozialistin und Feministin Johanna Dohnal wird. Wie eine in einfachsten Verhältnissen aufgewachsene Frau für soziale Unterschiede sensibel wird. Welche politischen Forderungen später aus dieser Sensibilität erwachsen - und in welche Konflikte mit der eigenen Partei diese Sensibilität sehr viel später die Frauenministerin Dohnal bringt, wenn sie etwa mit Sparpaketen ringt. Der Hauptteil des Buches ist aber, wie bei einer Biografie über Johanna Dohnal nicht anders denkbar, der Frauenpolitik gewidmet. Dem zähen Kampf um die Fristenlösung etwa. Und, allgemeiner, dem viel zäheren Kampf um die Etablierung von Frauenthemen in der SPÖ - der in einem Zitat von Bruno Kreisky so zusammengefasst ist: "Bei der Todesstrafe und der Emanzipation der Frau darf man die Basis nicht fragen. Die Basis ist primär reaktionär." Direkt als reaktionär würde Dohnal in den Interviews für das Buch etwa den Parteikollegen und Sozialminister Josef Hesoun nicht nennen. Aber schon einen, der ihr die Arbeit nicht erleichtert hat. Wie diese Arbeit verlaufen ist und wer sie gehemmt hat, auch das ist in dieser Biografie treffend analysiert. (Eva Linsinger/DER STANDARD, Printausgabe 29.10.2002)