Nach historischen Einbrüchen der Werbeeinnahmen kann die gebeutelte Medienbranche auf ein Ende der Talfahrt hoffen. "2003 wird zwar kein wirklich gutes Werbejahr", sagte Josef Trappel von der Schweizer Prognos AG am Donnerstag in München. Das Institut rechne aber mit einem Anstieg der Werbeeinnahmen in Deutschland um zwei Prozent auf 20,5 Mrd. Euro. In diesem Jahr werde der Markt wie im Vorjahr nochmals um gut 7 Prozent sinken. Damit müssen die Medien erstmals in der Geschichte in zwei aufeinander folgenden Jahren Einbußen hinnehmen.

Boom-Jahr 2000

Nach Einschätzung von Experten wird es lange dauern, bis der Werbemarkt wieder das Niveau des Boom-Jahres 2000 erreicht. Prognos geht davon aus, dass dies 2006 der Fall ist. Bei den Tageszeitungen wird es sogar noch länger dauern. Sie sind laut Trappel auch in diesem Jahr mit einem Minus von 10,7 Prozent auf 5 Mrd. Euro von der Flaute am stärksten betroffen. Bei den Fernsehsendern werden die Werbeeinnahmen um voraussichtlich um gut 8 Prozent zurückgehen. Die Studie wurde im Auftrag von SevenOne Media erstellt, dem Vermarkter der ProSiebenSAT.1-Gruppe.

Die erfolgsverwöhnte Branche musste seit 1949 überhaupt erst einmal einen Rückgang der Werbeeinnahmen hinnehmen. Dies war laut Trappel im Jahr 1971. Die Einbußen 2001/02 wertet er aber nicht als Ende des Wachstums. "Sie signalisieren eine Normalisierung, aber keine dauerhafte Krise."

Rohner: Temporäres Problem

Auch ProSiebenSAT.1-Chef Urs Rohner sieht die derzeitige Flaute in der TV-Branche als temporäres Problem. "Vielleicht werden wir nicht mehr Wachstumsraten wie in den neunziger Jahren haben. Es wird aber weiter Wachstum geben." Fernsehen werde ein profitables Geschäft bleiben, zumal es nach den Boomjahren noch erhebliches Einsparpotenzial gebe. Der TV-Werbemarkt wird sich nach seinen Angaben 2002 wieder auf dem Niveau von 1998 bewegen. "Da sind 600 Mill. Euro weniger im Markt, das ist schon ein erheblicher Rückgang." Die Öffentlich-Rechtlichen seien hier mit ihren Gebühreneinnahmen besser dran.

MDR-Intendant Udo Reiter räumte ein: "Die Vorzüge einer Gebührenfinanzierung in einer solchen Situation kann man nicht abstreiten." Allerdings bekämen auch die Öffentlich-Rechtlichen die Dellen bei den Werbe- und Sponsoring-Einnahmen zu spüren. Zudem sei der Ruf nach einem Werbeverbot lauter geworden. "Der Wind bläst uns in Gesicht."

Mit einer nachhaltigen Erholung der Werbemärkte rechnen Experten erst ab 2004. "Der Werbemarkt wird sich nur sehr langsam erholen", sagte Thomas Henkel von der Beratungsgesellschaft Booz Allen Hamilton. Nach seiner Einschätzung geht es nicht nur um eine Wachstumsdelle, sondern um "den Strukturwandel von einer jungen zu einer reifen Industrie". Prognos erwartet für 2004 einen Anstieg des gesamten Werbemarkts um knapp 7 Prozent auf rund 22 Mrd. Euro. (APA/dpa)