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Seitenwechsel

scheint der neue Lieblingssport im ORF zu sein. Nachdem ZiB-Anchorman Josef Broukal eher die radikale Variante - vom Newsroom in die Politik - vorexerziert hatte, bekamen Fernsehzuseher Dienstagabend im "Report" gleich mehrere Positionsänderungen geboten.

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Neo-Moderator

Wolfgang Fuchs wechselte während der Sendung mehrfach die Seite. Einmal saß er rechts im Bild, dann tauchte er plötzlich links auf, um die Abmoderation wieder vom rechten Rand des Bildschirmes aus zu verlesen.

Genau da wurde eine Crux des internen Seitenwechsels besonders drastisch sichtbar: Verlesen ist nicht gleich moderieren. Das Entree von Sendungschef Fuchs als neuer Moderator war, mit Verlaub, verbesserungsfähig, wenn "Alles bleibt besser" auch für das politische Magazin gelten soll.

Foto: ORF

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Seine fachliche Kompetenz

konnte Fuchs bei einem Live-Interview mit FP-Vizechef Thomas Prinzhorn durchaus beweisen. Konzentriert ließ der erfahrene Interviewer Fuchs argumentative Ausweichmanöver eines sich in Superlativen ergehenden Prinzhorn ("grandioser Wahlkampfauftakt", "fulminantes Ergebnis", "Die FPÖ ist voll drauf und mit Volldampf unterwegs") nicht durchgehen: "Gut", urgierte Fragensteller Fuchs trocken eine Antwort, "aber ein bisschen haben Sie meine Frage nicht ganz gehört."

Einen detailgenauen, interessanten Beitrag über die Asylpolitik mit "Ehrlich, wer kennt sich da noch aus?" anzumoderieren geht noch als Koketterie durch. "Ich habe gebeten, Fakten zu liefern und nicht Emotionen" drängt aber doch die Frage auf: Was wurde denn bisher produziert?

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Apropos Seitenwechsel:

Unbeteiligte Beobachter können sich zurzeit nicht ganz des Eindrucks erwehren, dass im ORF bewährten Moderatorinnen (ab einem gewissen Alter?) der Wechsel in die zweite Reihe, hinter die Kamera oder gleich ins Out bevorzugt angetragen wird (Van Melle, Schurian). Männer aber dürfen auch in höherem Alter noch die Kunst des Moderierens erlernen. Lückenbüßerin für Seitenwechsler Broukal war übrigens eine Frau: souverän, Cornelia Vospernik. (nim/DER STANDARD, Printausgabe, 17.10.2002

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