Wien - "Ein sehr gelungener Coup", urteilt der Politologe Fritz Plasser. Der momentane Effekt der Nominierung des bekannten ORF-Moderators Josef Broukal sei für die SPÖ "sicher positiv", und es seien auch kurzfristig Verbesserungen in den Umfragedaten zu erwarten, dass der "Broukal-Effekt" aber länger wirken werde, daran will Plasser nicht glauben, "da bin ich skeptisch". Der Neuigkeitseffekt werde in einigen Tagen abgearbeitet sein, dann müsse sich Broukal den Mühen der Ebene stellen.Plasser: "Broukal wird nicht mehr als Spitzenjournalist bewertet werden, sondern als SPÖ-Politiker. Dann spricht nicht mehr der ZiB-Moderator, sondern der SPÖ-Kandidat, und daran wird er auch gemessen werden." Indirekt bewirke die Nominierung Broukals natürlich einen positiven Effekt auch für Gusenbauer, der ihn für sein Team gewinnen konnte. Plasser: "Gusenbauer hatte es ja dringend notwendig, personalpolitisch zu agieren, um sein Image als einsamer Kandidat zu korrigieren." Die ÖVP, glaubt Plasser, sei durch den Broukal-Coup nicht in die Defensive geraten. Bundeskanzler Wolfgang Schüssel werde weiter stabil auf seiner Linie bleiben. Plasser: "Es bleibt ihm gar nichts anderes übrig, als weiter Kontinuität und Berechenbarkeit zu zeigen." Tatsächlich wahlentscheidende Auswirkungen erwartet Plasser auch deshalb nicht, weil die Endphase des Wahlkampfes vom Kanzlerduell zwischen dem amtierenden Kanzler Schüssel und seinem SPÖ-Herausforderer dominiert sein werde. (mue/DER STANDARD, Printausgabe, 17.10.2002)