Wien - Mit einer "Liebeserklärung" der besonderen Art stellte sich Bundeskanzler Wolfgang Schüssel am Mittwoch bei Bildungsministerin Elisabeth "Liesl" Gehrer ein. "Ich wünsche mir weitere sieben gute Jahre an deiner Seite." Er sei "stolz, mit dir zu arbeiten" und habe das Zusammensein "keine Minute bereut", meinte Schüssel, der mit Gehrer den Reigen zur Präsentation seines Teams für die Wahl eröffnete. Ein Team, das man bereits kennt, will Schüssel doch ausschließlich mit seiner Regierungsmannschaft in die Wahl ziehen, wie er einen Tag nach der Präsentation des öffentlichkeitswirksamen SP-Kandidaten und Ex-Fernsehmoderators Josef Broukal wissen ließ. "Andere suchen noch. Ich habe so ein professionelles Team längst gefunden", an diesem müssten sich die anderen Parteien messen. "Ich reagiere nie auf andere. Die anderen sollen auf uns reagieren", sagte Schüssel. Könnte sein, dass die SPÖ um einen Hauch schneller agiert hat, als Schüssel lieb war. Denn am Mittwoch kursierten hartnäckig Gerüchte, wonach die ÖVP ZiB-2-Moderatorin Ingrid Thurnher in ihr Kandidatenboot holen wollte. Der Broukal-Coup der SPÖ am Montag dürfte diesen Plan aber vereitelt haben. Die vom "Herrn Bundeskanzler", so Gehrer förmlich, hochgelobte Bildungsministerin will in einer neuen Regierung die Zahl der Professorinnen an den Unis auf 14 Prozent verdoppeln, ebenso die Akademikerquote auf 20. Nachdem die Studiengebühren von den Studierenden offenbar akzeptiert seien, müssten die Unis jetzt einen Studienabschluss in Mindestdauer garantieren, so Gehrer. SP-Bundesgeschäftsführerin Doris Bures meinte: Dass dieses "abgetakelte Regierungsteam kein Dream-Team ist, lässt sich auch nicht durch hartnäckiges Schönreden des ÖVP-Chefs ändern". (nim/DER STANDARD, Printausgabe, 17.10.2002)