Wels - Nachdem der Verein "Dichterstein Offenhausen" wegen NS-Wiederbetätigung aufgelöst worden war, "dachte ich eigentlich, dass es mit der Sache vorbei ist". Bürgermeister Hermann Stoiber (VP) kann sich nicht erklären, warum die kleine Marktgemeinde Offenhausen bei Wels an diesem Wochenende wieder zum Treffpunkt europäischer Rechtsextremisten wird.Die "Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik" (AFP), die als Sammelbecken extrem rechtsgerichteter Kreise gilt, veranstaltet in dem oberösterreichischen Ort ihre "politische Akademie". Antifaschisten haben eine Gegendemonstration angekündigt. Rosenkranz spricht über "Zukunft des Nationalstaates" Von Freitag bis Sonntag tagt die AFP in einem Gasthaus des 1500-Einwohnerortes. Auf der Themenliste stehen Referate wie "Ostpreußen - Deutsches Land in fremder Hand" oder "Die Flucht vor der deutschen Muttersprache". Ein weiterer Beitrag ist dem 100. Geburtstag von José Antonio, dem Gründer der spanischen Faschistenpartei Falange gewidmet. Horst Jakob Rosenkranz, Ehemann der niederösterreichischen FP-Politikerin Barbara Rosenkranz, wird einen Vortrag über die Zukunft des Nationalstaates halten. Für Samstagnachmittag ist eine Gegenkundgebung am Hauptplatz angekündigt, wie Christian Hackl vom Infoladen Wels erklärt. Dort soll unter anderem Regisseur Andreas Gruber auftreten, auch ein Straßentheater ist geplant, erklärt Hackl. Mit Zwischenfällen rechnet er nicht, der Protest soll friedlich ablaufen. Darauf hofft auch Alois Lißl von der oberösterreichischen Sicherheitsdirektion. Insgesamt werden rund 200 Teilnehmer an Tagung und Gegenkundgebung erwartet, in der Vergangenheit habe es aber keine Zwischenfälle gegeben. Auch das "Offenhausener Hallenfest", das Samstagabend stattfindet, wird beobachtet werden, um mögliche Reibereien zu verhindern. Mit der Staatsanwaltschaft in Wels habe man bereits Vorgespräche geführt, wie bei der AFP-Tagung vorzugehen sei. "Jedem einzelnen Wort, das zweideutig ist und in Richtung Wiederbetätigung geht, wird nachgegangen werden", kündigt der Beamte an. Bürgermeister Hermann Stoiber ist über die ganze Angelegenheit "nicht glücklich, aber da es eine private Veranstaltung ist, kann ich nichts machen", bedauert der Politiker. (moe/DER STANDARD, Printausgabe, 17.10.2002)