Österreich
Täter beschäftigt sich nicht mit seinen Opfern
Die wahre Planung liegt in der Wahl des Ortes und in der Flucht
Leogang - Ein "sehr komplexes Verbrechen" sind für den
Kriminalpsychologen Thomas Müller die Serienattentate des
Heckenschützen um Washington. Im Vordergrund stehe dabei bei der
Verbrechensanalyse, dass "auch die nicht getroffene Entscheidung
eine" sei. Denn der Killer zeige "keine wie immer geartete
Beschäftigung mit den Opfern", sagte Müller am Rande der
Österreichischen Sicherheitstage in Leogang. Bei einem Mord habe der Täter immer drei Hauptentscheidungen zu
treffen, erklärte der Kriminalpsychologe. Zunächst gehe es um die
Frage, wen er umbringt, dann habe er die Wahl der Waffen. Diese
beiden Entscheidungen stünden nach jüngsten Erkenntnissen zueinander
in Verbindung. Die häufigste Tötungsart bei Prostituiertenmorden sei
beispielsweise die Attacke gegen den Hals.
Die dritte Hauptfrage lautet: "Was tue ich, nachdem ich jemanden
umgebracht habe?", so Müller. Bei 4.000 Tatortbildern gebe es immer
ein anderes "Ablageverfahren" des Opfers. Auch das fällt im Falle des
Washingtoner Heckenschützen weg.
Der Kriminalpsychologe erklärte, der Heckenschütze lege bei seinen
Verbrechen eine "unglaubliche Planung" an den Tag. Besonders wies
Müller in diesem Zusammenhang auf die Wahl der Örtlichkeit und die
Planung der Flucht hin.
Für die Polizei sei es wichtig, nun Ermittlungsansätze zu finden,
um nicht nur defensiv agieren zu müssen, betonte der
Kriminalpsychologe. Nur Straßensperren zu errichten, werde auf Dauer
nicht zum Erfolg führen.
Auf einen Zeitrahmen zur Klärung des Falles wollte sich Müller
nicht einlassen: "Aber auch dieser Fall wird irgendwann aufgeklärt
werden. Wir werden daraus noch viel lernen." (APA)