Nur Deutschland hatte im letzten Jahr mehr Asylbewerbungen als das Vereinigte Königreich, wo 88.300 Menschen Zuflucht verlangten. Sie rechnen sich in England oft bessere Chancen aus, weil man dort seit jeher auch die Verfolgung und Unterdrückung durch nicht staatliche Organisationen als Rechtfertigung anerkennt und weil die Rückschaffung in Länder, die das nicht tun, verboten ist. Dazu kommt, dass abgelehnte Asylbewerber leichter untertauchen können, denn die Engländer kennen keine effiziente Einwohnerkontrolle. (An der Einführung eines Personalausweises wird gearbeitet.) Die Labour-Regierung versucht zwar, Löcher zu stopfen, aber das Netz bleibt grobmaschig. Frankreich hat versprochen, das Auffanglager Sangatte bei Calais zu schließen, in der Tat ist der Strom der Schwarzfahrer im Kanaltunnel seither etwas abgeflaut. (DER STANDARD, Printausgabe, 16.10.2002)