Wien - Die Erste Bank hat bei ihrem jährlichen Investorentreffen, das an diesem Wochenende zum zweiten Mal in Bad Tatzmannsdorf stattgefunden hat, den österreichischen Aktienmarkt wieder verstärkt in den Blickpunkt der internationalen Anleger gerückt. Als Hauptgründe für die positive Performance der Wiener Börse auch in Zukunft wurde die Osteuropafantasie der österreichischen Unternehmen, die konservativen Bilanzierungspraxis, Value Stocks, die Outperformance von Small- und MidCaps und die günstigen Marktbewertung gesehen.Stabiles Management Wesentliche Kriterien für derzeitige Kaufempfehlungen der Erste Bank sind laut Artner, ob das Unternehmen eine führende Marktposition und/oder Kostenführerschaft einnimmt, was etwa für Mayr-Melnhof und Semperit zutreffen würde. Weiters werde auf ein erfahrenes und stabiles Management, das am Unternehmen beteiligt ist, Wert gelegt. Konservative Bilanzierungsmethoden, eine gesunde Bilanzstruktur mit geringer Verschuldung, finanzielle Flexibilität für Firmenzukäufe, günstige Bewertungsverhältnisse und Peer-Group-Vergleiche und realistische Management Stockoptionspläne sind weitere wichtige Empfehlungskriterien. Zusätzlich komme eine mögliche Osteuropa-, Übernahme- oder Privatisierungsfantasie hinzu. Die ATX-Unternehmen, die Osteuropa als Hauptinvestment-Story haben, machen laut Erste-Analyst Günther Artner zwei Drittel des ATX-Gewichtes aus. Der Finanzsektor mit Erste Bank, Uniqa und Generali sowie die Telekom Austria zählten ebenso zu diesen Profiteuren wie OMV, Wienerberger, BBAG, Flughafen Wien und AUA. Anlässlich des Investorentreffens konnte die Erste 26 institutionelle Kunden aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und London begrüßen. Noch nie sei damit trotz des derzeit eher negativen Aktienumfeldes die Nachfrage so groß gewesen, sagte Erste-Chefanalyst Friedrich Mostböck am Montag in Wien bei einem Pressegespräch. Insgesamt haben sich 18 vorwiegend österreichische Unternehmen, darunter Andritz, Mayr-Melnhof, Semperit, AT&S, Gericom, Bau Holding Strabag, Böhler Uddeholm, Wienerberger, Voestalpine, Telekom Austria, BWT, OMV, EVN und Verbund den in- und ausländischen Investoren präsentiert. Sempereit strebt weiteres Rekordjahr an Laut Analyst Artner zeigte sich Semperit-Generaldirektor Rainer Zellner zuversichtlich, heuer ein zwölftes und nächstes Jahr ein 13. Rekordjahr erreichen zu können. Die hohen Kautschukpreise sollen durch Produktionssteigerung ausgeglichen werden. Semperit habe sich jährlich eine 15-prozentige Steigerung der Produktivität vorgenommen. Gericom strebt Doppellisting in Wien an Zu den weiteren Unternehmen, die sich in Bad Tatzmannsdorf präsentierten, hieß es, dass bei Gericom im Gegensatz zu AT&S die Börsefrage noch offen sei. Vor allem wenn das private Pensionsvorsorgemodell mit dem vorgeschriebenen österreichischen Aktienanteil von 60 Prozent kommen sollte, werde Gericom ein Doppellisting in Wien anstreben, um davon profitieren zu können. Andritz setzt auf Emerging Markets Das Andritz-Management habe den Ausblick bestätigt, so Artner weiter. Das Wachstumspotenzial werde in den Emerging Markets gesehen, bereits 15 Prozent der Aufträge kämen aus China. Der Verpackungsspezialist Mayr-Melnhof überlege eine Trennung der Packaging-Division in einen Consumer- und Großkundenbereich. Bei Pankl Racing Systems werde es nun Anfang Jänner 2003 definitiv eine Entscheidung darüber geben, ob das Projekt Dieselpartikelkonverter weiter verfolgt oder gestoppt werde. Auf Grund der Probleme in der Formel I sei die Mengennachfrage schwächer geworden, negative Impulse könnten auch von den Sponsorengeldern ausgehen. Die US-Tochter Pankl Aerospace werde umstrukturiert. Bauholding Strabag-Chef Hans Peter Haselsteiner habe einen "nicht so positiven" Ergebnisausblick gegeben, meinte Artner. Er nehme aber an, dass "bei öffentlichen Aufträgen relativ tief gestapelt" werde und es "nicht so dramatsich sein wird". Bauholding bleibe für die Erste wegen der günstigen Bewertung und Osteuropafantasie eine Kaufempfehlung. Haselsteiner habe vor allem für seine Corporate Bonds geworben, meinte Artner. Böhler-Uddeholm will kräftig wachsen Die Neuigkeiten bei Böhler-Uddeholm hätten sich vor allem auf den Zeitpunkt des erwarteten Aufschwunges bezogen. Dieser werde jetzt später, nämlich im vierten Quartal 2003 erwartet. Bis 2006 wolle das Unternehmen 30 bis 50 Prozent wachsen, organisch und über Zukäufe. Vor allem den Händlervertrieb will Böhler-Uddeholm verstärken. Telekom Austria (TKA) wolle in Zukunft den Schwerpunkt auf Mobilfunk legen, den Umsatz je Kunden steigern und im In- und Ausland wachsen. (APA)