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foto: apa/mitze
Wien - Im heimischen Einzelhandel herrscht hinsichtlich des heurigen Weihnachtsgeschäftes das Prinzip Hoffnung - nach den drei Krisenquartalen 2002. "Wir hoffen, das Ergebnis des Vorjahres erreichen zu können", sagt Fritz Aichinger, Wiener Sportartikelhändler und Chefinteressenvertreter in der Bundeshauptstadt. "Die Lager sind gefüllt, und die Preise sind wegen der bisherigen Zurückhaltung der Österreicher günstig wie nie zuvor", versucht auch der Bundesspartenobmann der Händler, Erich Lemler, die Kauflaune wieder zu heben. Im Vorjahr setzte der Einzelhandel mit Geschenkkäufern 1,43 Mrd. Euro um. Im ersten Halbjahr 2002 hatte das Institut für Gewerbe- und Handelsforschung einen preisbereinigten Rückgang der Umsätze von fast drei Prozent registriert: "So etwas haben wir noch nie gehabt", so Lemler damals. Die Septembermeldungen wertet das IfGH noch aus, aber die Ergebnisse bis August deuten auf eine leichte Entspannung hin. Der Rückgang lag im Schnitt der befragten Unternehmen bei 2,4 Prozent. Die Zahl der Kunden ging um 3,2 Prozent zurück. Umsatz verloren haben sowohl innerstädtische Einkaufsstraßen wie auch Shoppingcenter, Erstere mit real minus 2,9 Prozent aber deutlich mehr als die Malls auf der ehemals "grünen Wiese" (minus 0,2 Prozent). Positive Signale für die Retailer kommen aus dem Tourismus: Die Österreich Werbung erwartet für heuer einen "Rekordwinter", wobei nicht nur die Umsätze mit den Gästen um vier bis fünf Prozent steigen sollen, sondern auch die Zahl der Nächtigungen. Die diversen Branchen senden höchst unterschiedliche Signale: Sony-Austria-Chef Friedrich Lechner etwa rechnet mit einem Minus des gesamten Unterhaltungselektronikmarktes im Weihnachtsgeschäft von fünf Prozent beim Umsatz. Die Marktforscher von Fessel-GfK bestätigen dies auf Basis der bisherigen Entwicklung im Bereich Elektro: "Nur einzelne Segmente wachsen", heißt es aus der Abteilung Konsumgüterforschung, etwa weiterhin Digitalkameras oder Espressomaschinen. Die IfGH-Zahlen für die ersten acht Monate des Jahres für diesen Bereich täuschen auf den ersten Blick: Einem realen Minus von 0,8 Prozent steht ein reales Plus von 3,6 Prozent gegenüber. Dies bildet aber den anhaltenden Preisverfall ab - die Stückzahlen steigen, die Preise gehen runter. "Die Innovationen fehlen heuer", urteilt Kammerfunktionär Aichinger, "die Handy-generation ist hinter uns." In seinem Bereich, dem Sportartikelhandel, hofft Aichinger, mit den seit einigen Jahren boomenden Carving-Skis heuer die letzten Umsteiger erreichen zu können. "Die Behaltedauer von Ski ist im Schnitt 3,5 Jahre." Das IfGH sah im Sportartikelhandel jedenfalls einen Rückgang bis August real um vier Prozent. Optimistischer die Spielwarenindustrie: Evelyn Wilhelmseder, Marketingchefin von Hasbro Österreich, sieht "wieder einen Trend in der Gesellschaft zu ganz normalen Brettspielen", daher gehe es der Branche "nicht so schlecht". Die IfGH-Zahlen bestätigen das nur bedingt: Bis August wurde ein nomineller Zuwachs von 1,2 Prozent erhoben, real bedeutet dies ein Minus von drei Prozent - sprich: weniger, dafür aber teurere Ware wurde abgesetzt. (Leo Szemeliker/DER STANDARD Print-Ausgabe, 14.10.2002)