Wien - Überraschend klar setzte sich Samstag Abend Gesundheitssprecher Kurt Grünewald bei der Wahl zum sechsten Platz auf der Bundesliste der Grünen für die Nationalratswahl gegen Sicherheitssprecher Peter Pilz durch. Bereits vor der letzten Wahl im Oktober 1999 hatte ja Grünewald gewonnen, damals aber äußerst knapp mit nur einer Stimme Überhang. Diesmal erreichte der Tiroler Primararzt 141 der 234 Stimmen, Pilz kam auf 93 Zustimmungen. Zuvor hatte Sozialsprecher Karl Öllinger als einziger Kandidat für den vierten Platz kandidiert und dabei 90,2 Prozent Zustimmung eingefahren. Beim Rennen um Rang fünf setzte sich die Vorarlberger Spitzenkandidatin Sabine Mandak klar in der "Nachwahl" mit 133 zu 89 Stimmen gegen Behindertensprecherin Theresia Haidlmayr durch. Letzte wiederum gewann die Kür um Platz sieben mit 130 Stimmen gegen die ehemalige Bundesgeschäftsführerin Michaela Sburny (55) und die Wiener Landtagsabgeordnete Cecile Cordon (41). Der achte Platz ist drin Die Niederlage von Pilz gegen Grünewald hat aber keineswegs zu bedeuten, dass das grüne "Urgestein" nicht in den Nationalrat einziehen kann. Auf der Bundesliste gelten ja die ersten zehn Kandidaten als praktisch fix, wobei hinzugefügt werden muss, dass mit Alexander Van der Bellen (Platz eins), Eva Glawischnig (zwei), Ulrike Lunacek (drei) sowie Öllinger (vier) und Mandak (fünf) mit einiger Wahrscheinlichkeit bereits die ersten fünf Plätze durch die gleichzeitige Kandidatur dieser Personen auf ziemlich sicheren Landeslistenplätzen abgesichert sind. Da zu rechnen ist, dass vier bis fünf Bundeslistenplätze in den Nationalrat einziehen werden, genügt für Pilz aller Voraussicht nach auch der achte Listenplatz, für den der Wiener Abgeordnete wieder kandidiert und es könnte sogar der zehnte Rang noch für einen Wiedereinzug ins Hohe Haus reichen. Öllinger hatte zuvor scharfe Kritik an der ÖVP und vor allem an deren Klubobmann Andreas Khol geübt. Er hoffe, dass es gelinge, eine rot-grüne Mehrheit zu schaffen und damit die Voraussetzung, dass sich der "Wind der Republik in eine gute Richtung dreht". Grünewald hatte der schwarz-blauen Regierung und allen voran Bundeskanzler Wolfgang Schüssel Zynismus gegenüber den Kranken vorgeworfen. Schüssel stellte offenbar die "eiskalte Diagnose, wer krank ist, ist selber schuld". Der Kanzler sei ein "Kapitän, der am Anfang der Reise sagt, fürchtet Euch nicht, und der am Ende das Schiff verlässt mit den Worten Rette sich wer kann". Pilz bezeichnete die Grünen als "Kurswechselpartei. Wir können zur kurswechselbestimmenden Kraft dieser Republik werden und dann die komplette autoritäre Wende zurücknehmen". Kritik gab es von Pilz aber auch an der SPÖ. "Es ist nicht so, dass das Bett bereits gemacht ist. Alfred Gusenbauer sagt nur, ich will Kanzler werden, völlig wurscht mit wem. Das ist keine Basis für eine Reformregierung". Die SPÖ unter Gusenbauer sei "in hohem Maß orientierungslos. Auf jede Frage gibt es eine grüne und eine schwarze Antwort". Jedenfalls sei es von den Grünen keinesfalls ein Fehler, beispielsweise zum Stopp des Autobahnbaus bei gleichzeitigem Ausbau der Schiene Stellung zu nehmen. Dies "muss der jammernden Sozialdemokratie ins Stammbuch geschrieben werden". (APA)