Wien
Mailath-Pokorny: "Das Gartenbau und das Metro Kino sind als Kulturkinos gerettet"
Aus Konkursmasse der City Cinemas herausgelöst - Stadt Wien sagt Betriebssubvention von 390.000 Euro zu
Wien - "Das Gartenbau und das Metro Kino sind als Kulturkinos gerettet." Das gab Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny
bei einer Pressekonferenz über die Zukunft der
beiden Traditionsspielstätten bekannt. Die neuen Betreiber, das
Filmarchiv Austria für das Metro und die Viennale für das Gartenbau
Kino, haben die ehemaligen Kiba Kinos aus der Konkursmasse der City
Cinemas herausgelöst. Die Stadt Wien hat für den laufenden Betrieb
und die Sanierung Unterstützung zugesagt.Gartenbau und Viennale
Die Viennale hat am 17. September den definitiven Zuschlag für das
Gartenbau bekommen. Als Betreiber wurde die zu 100 Prozent im Besitz
des Festivals stehende "Entuziasm Kinobetriebs GesmbH" gegründet, die
das Kino nach der Viennale wieder ganzjährig bespielen wird.
Geschäftsführerin ist Petra Giesl, derzeit im Sales Marketing der UCI
Kinowelt tätig, gemeinsam mit Viennale-Geschäftsführerin Eva Rotter.
Die Programmierung übernimmt - zum Auftakt, allerdings nicht
unbedingt längerfristig - Viennale-Direktor Hans Hurch selbst.
Das Gartenbau soll als Ergänzung, nicht als Konkurrenz zur
vielfältigen Wiener Arthouse-Szene positioniert werden, betonte
Hurch. Gezeigt werden sollen möglichst Filme, die sonst nicht in den
österreichischen Verleih kommen, und zwar - als österreichische
Novität - sowohl in der Originalversion mit deutschen Untertiteln als
auch in der synchronisierten Fassung. Historische Reprisen und
Sonderveranstaltungen sollen das aktuelle Programm ergänzen. Außerdem
will Hurch das 750-Plätze-Haus wieder als großes Premierenkino und
als "eine Art Leitkino für den österreichischen Film" etablieren.
Metro für Filmgeschichte
Das Metro Kino soll als das erste eigene Haus in der 50-jährigen
Geschichte des Filmarchivs mit Filmreihen und begleitenden
Ausstellungen als "innerstädtisches Filmkulturzentrum von
internationaler Relevanz" profiliert werden, eng verknüpft mit der
praktischen und wissenschaftlichen Arbeit des Filmarchivs, so
Filmarchiv-Leiter Ernst Kieninger. Als Schwerpunkte der
Ganzjahres-Programmierung sind große Retrospektiven, insbesondere aus
der österreichischen Filmgeschichte oder mit Wien-Bezug, Stummfilme
mit Live-Musik und die Präsentation des Kinos aus Mittel- und
Osteuropa geplant. So wurde für Dezember die Reihe "Das projizierte
Land" angekündigt, die Wien-Bilder im internationalen Kino
präsentiert.
Beide Kinos wollen auch anderen Festivals als Spielorte zur
Verfügung stehen. Vor allem das Gartenbau ist zur Ausfinanzierung des
Betriebs neben Kartenverkauf und Gastronomie auch auf Vermietungen
und erst noch zu findende Sponsoren angewiesen. Die Stadt Wien hat
für beide Häuser zusammen eine Betriebssubvention von 390.000 Euro
für dieses Jahr zugesagt. Für die kommenden Jahre wird die Summe um
die 500.000 Euro betragen, kündigte Mailath-Pokorny an. "Ein größerer
Brocken", so der Kulturstadtrat, werden allerdings die nötigen
Sanierungen und Investitionen sein.
Das Filmarchiv betreut mit der Reihe "Zeitnah, weltfern", einer
Geschichte des österreichischen Films bis 1945, im Metro Kino
erstmals ein eigenes Programm im Rahmen der Viennale. Das Gartenbau
wird am 18. Oktober gemeinsam mit der Viennale wieder eröffnet, zum
Auftakt des regulären Spielbetriebs ab 31.10. gibt es Aki
Kaurismäkis' "Der Mann ohne Vergangenheit". Als Alternative zu den
Kinder- und Familienfilmen der Weihnachtszeit (Mailath-Pokorny: "Gib
doch zu, es ist auch die Zeit der Regierungsverhandlungen") kann sich
Hurch dann Chaplins "Der große Diktator" vorstellen. (APA)