Mensch
Optimale Therapien für Herz-Patienten
Computermodell aus Innsbruck soll in den Einsatz gegen Vorhofflimmern geschickt werden
Innsbruck - Eine optimal auf den Patienten zugeschnittene Therapie bei der am häufigsten auftretenden Herzrhythmusstörung, dem
"Vorhofflimmern", soll durch eine in Innsbruck entwickelte
Untersuchungsmethode bald Wirklichkeit werden. Durch ein
Computermodell könnten die bisher üblichen Untersuchungen mittels
Herzkatheter abgelöst bzw. reduziert werden, erklärte Univ.-Doz.
Franz Roithinger von der Klinischen Abteilung für Kardiologie am
Freitag im Vorfeld eines internationalen Kardiologiesymposiums.Entscheidungsfindung
Ziel des laufenden Forschungsprojektes ist es, einen
Entscheidungsmodus zu entwickeln, ob für einen Patienten ein
Herzschrittmacher, -katheter oder eine medikamentöse Behandlung
sinnvoll ist, erläuterte Roithinger. In etwa zwei
Jahren soll das Modell praxistauglich sein. Ein großer Vorteil sei,
dass für die Untersuchung kein Eingriff, also kein Katheter,
notwendig ist. Mittels eines Oberflächen-EKG und einer
kernspintomographischen Untersuchung könnten "sehr präzise" Daten
errechnet und vor allem die Anzahl der "Störenfriede" ausgemacht
werden, die das Vorhofflimmern auslösen können.
Da ein Herzkatheter sowohl eine Untersuchungsmethode als auch eine
Therapiemöglichkeit ist, soll eine Untersuchung mittels eines
derartigen Eingriffs nur mehr bei jenen Patienten angewandt werden,
bei denen ohnehin eine Katheterbehandlung sinnvoll ist, betonte der
Mediziner. Bei etwa der Hälfte der Patienten führe eine solche
Behandlung zum Erfolg - was bedeutet, dass, mangels anderer
Untersuchungsmethoden derzeit 50 Prozent zu viele Katheter gelegt
würden.
Hintergrund
Das Computermodell wird von der Privatuniversität für Medizinische
Informatik und Technik Tirol (UMIT) entwickelt. Bereits 15 Patienten
wurden in den vergangen eineinhalb Jahren untersucht. Auch in anderen
Ländern werde an dieser Methode geforscht, "doch wir liegen angeblich
am weitesten vorne", sagte Roithinger.
Das Vorhofflimmern steht von Freitag- bis Samstagnachmittag im
Mittelpunkt eines Symposiums an der Klinischen Abteilung für
Kardiologie. Neben diesem Computermodell werden unter anderem neue
Therapieformen bei Herzrhythmusstörungen und zukünftige
Behandlungsmethoden bei Herzschwäche diskutiert. (APA)