Wirtschaft
Raiffeisens Abfertigungskasse mit Garantiezins
Rothensteiner setzt "Überlebensfähigkeit" der Kassen bei Fünftel des Marktes an
Wien - Neun "Abfertigungskassen" wurden bisher in Österreich
gegründet. Die ÖVK Vorsorgekasse AG als Mitarbeitervorsorgekasse von
Raiffeisen - ein Joint Venture von Raiffeisen Zentralbank (RZB),
UNIQA Versicherung und ÖPAG Pensionskasse - ist für Jänner 2003
startklar und hat am Freitag angekündigt, als einziger Anbieter neben
der gesetzlichen 100-prozentigen Kapitalgarantie auch eine
Zinsgarantie abzugeben. Wegen der schwachen Börselage werden bei der ÖVK die Veranlagungen
zunächst überhaupt nicht in Aktien direkt investiert, auch in Zukunft
soll der Aktienanteil auf 10 Prozent beschränkt bleiben.Drei Prozent garantiert
Vorrangig werde in nationale und internationale Anleihen,
Investmentfonds, Festgeld bei erstklassigen inländischen Banken sowie
Darlehen an Bund und Bundesländer veranlagt. Für das erste Jahr - bis
Ende 2003 - bietet die ÖVK einen Garantiezinssatz von drei Prozent, der
jährlich neu festgesetzt wird. Bessert sich das Marktumfeld, werde
die Verzinsung höher ausfallen. "Aus diesem Veranlagungs-Mix erwarten
wir doch eine Rendite, die um einen Prozentpunkt über dem Geldmarkt
liegt", schätzt ÖVK-Vorstandschef Nicolaus Hagleitner.
"Wir streben einen Marktanteil von mindestens 20 Prozent an", sagt
RZB-Chef Walter Rothensteiner. Dies entspricht in etwa dem
Marktanteil der Raiffeisen-Geldgruppe im Bankgeschäft. Ein
Profitgeschäft wird dieses Engagement für die Anbieter wohl noch
geraume Zeit nicht. Rothensteiner erwartet den Breakeven "seiner"
Vorsorgekasse erst in acht bis neun Jahren nach dem Start. "Aber wir
können so ein Produkt natürlich nicht auslassen."
"Drei bis vier werden übrigbleiben"
Mit Blick auf die Gesamtbranche steckt Rothensteiner auch gleich
die Grenzen des Marktes ab: Unter 20 Prozent Marktanteil sieht er für
keine Vorsorgekasse langfristig Überlebenschancen. Man brauche
ausreichend kritische Masse, um die Kosten zu verdauen. Deshalb
dürften "am Ende des Tages wohl nur drei bis vier übrigbleiben." Rothensteiner schließt zudem nicht aus, dass der Gesetzgeber am
Abfertigung-Neu-Modell im Lauf der Zeit noch einiges ändern wird.
Dazu verwies er u.a. auf Forderungen der Wirtschaftskammer nach einer
"Unternehmerabfertigung". Zur Akquisition von Erstabschlüssen seien
jetzt drei bis vier Monate Zeit, "dann ist der Markt zu 80 Prozent
ausgereizt", schätzt man bei der ÖVK.
Aktionäre der von der Raiffeisen-Allfinanzgruppe gegründeten
Abfertigungskasse (Eigenkapital zum Start: 5,5 Mill. Euro) sind heute
zu 65 Prozent die Raiffeisen Zentralbank, zu 25 Prozent die UNIQA
Versicherungen AG und mit 10 Prozent die ÖPAG Pensionskassen AG. Da
auch die Raifeisenlandesbanken einsteigen sollen, wurden für sie aus
der jetzigen RZB-Quote 15 Prozent reserviert.
Gespeist werden die Kassen ab 2003 aus jenen Beiträgen, die
Arbeitgeber für Neubeschäftigte (ab Jänner 2003) einzahlen. Der
monatliche Betrag beträgt 1,53 Prozent des Bruttolohns des jeweiligen
Beschäftigten. Ziel ist zudem, dass in die neuen Kassen auch in
großem Stil Ansprüche aus bestehenden Abfertigungsverträgen
übertragen werden. Die Kassen heben bei Ersteinzahlung eine
Verwaltungsgebühr ein, die bei der ÖVK 3,5 Prozent beträgt, in den
Folgejahren wird auch noch die Vermögensverwaltungsgebühr von 1
Prozent fällig, die sich ab 2005 auf 0,8 Prozent reduziert. Im
Startjahr der ÖVK wird durch den Garantiezins de facto zumindest die
Einmalgebühr abgedeckt. (APA)