Literatur
"Im Namen der ungarischen Regierung..."
Reaktionen der Politik auf Kertész' Wahl
Reich-Ranicki: "verdienter Autor" Kertesz
Der Literaturpapst hatte allerdings für Updike und Roth plädiert Hamburg/Budapest -
Im Namen der ungarischen Regierung gratulierte Regierungschef
Peter Medgyessy dem Schriftsteller Imre Kertesz für den Erhalt des
Literaturnobelpreises. In dem Kommunique wurde betont, das es sich bei
Imre Kertesz um den ersten ungarischen Literaturnobelpreisträger der
Geschichte handele. Dieser Preis sei eine "würdige Anerkennung seines
Lebensweges und seines Schaffens". "Im Namen der ungarischen Regierung gratuliere ich Imre Kertesz
von ganzem Herzen und drücke meinen aufrichtigen Dank dafür aus, dass
er seiner Heimat zu solchem Ruhm verhalf." Es sei überdies besonders
wichtig, dass Imre Kertesz die höchste literarische Anerkennung für
die literarische Beschreibung einer ungarischen Schicksalstragödie,
die allgemeingültige Erfahrung der Vernichtung des Judentums,
erhalten habe, betonte Medgyessy. "Ich hoffe, meinen Dank baldigst
auch persönlich zum Ausdruck bringen zu können und wir in würdiger
Form dieser einzgartigen Anerkennung gedenken können", heißt es im
Kommunique des Ministerpräsidenten.
"... auch wenn er in seinem Land nicht auf
einhellige Zustimmung stößt"
Der deutsche Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin (SPD)
betonte, mit der Verleihung des Literatur-Nobelpreises an Imre
Kertész ehre das Nobelkomitee einen großen europäischen Autor.
Kertész sei es mit seinen Romanen und Erzählungen gelungen, "einen
anderen, vielleicht sogar direkteren und unverstellteren Blick auf
die Grauen des Holocaust zu geben". Sein "Roman eines Schicksallosen"
konfrontiere die Leser "mit dem unschuldigen Ton eines jüdischen
Jungen, der seine Deportation in das Konzentrationslager als Aufbruch
ins Unbekannte und seine Ankunft in Auschwitz als groteskes Spektakel
erzählt".
Für den Historiker und Journalisten Francois Fejtö, der in
Frankreich zu den herausragenden Figuren der ungarischen Diaspora
gehört, ist Imre Kertész ein "großer Schriftsteller, der den
Nobelpreis wirklich verdient, auch wenn er in seinem Land nicht auf
einhellige Zustimmung stößt". Kertész sei, so sagte der Historiker in Paris, "ein Meister der
Sprache, dessen literarisches Hauptthema seine Deportation als Kind
ist. Nur noch einem anderen Schriftsteller in der Welt ist es
gelungen, so meisterhaft, und auch fast schon mit Humor, über das zu
erzählen, was ihm passiert ist. Das ist Primo Levi", erklärte Fejtö,
der Kertész einen "alten Freund" nennt. (APA/dpa)