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Foto: APA/Kapsch
Salzburg - Zu schnell, vielleicht noch eine Zeitung neben dem Fahrersitz - diese Fernfahrersünden brachte die Untersuchung der Nebelkatastrophe auf der Westautobahn hervor, aber damit sind die gefährlichen Zustände auf den Straßen noch nicht erschöpfend beschrieben. Schwerpunktkontrollen, wie sie als Konsequenz aus der Massenkarambolage Ende September verlangt wurden, zeigten in Salzburg erschreckende Ergebnisse: Bei einem beladenen Lkw fehlte an der hinteren Achse eine Bremsscheibe überhaupt, bei einem voll besetzten tschechischen Reisebus waren die Bremsen so defekt, dass der Anhalteweg doppelt so lang war als normal.

Bei 13 Fahrzeugen mussten die Kennzeichen abgenommen werden, weil sie nicht mehr verkehrssicher waren. Das ist die vorläufige Bilanz zweier Großkontrollen der Gendarmerie und des Landes Salzburg in Kuchl. Der Bus aus Tschechien hätte bei einer Geschwindigkeit von 100 Stundenkilometern erst nach rund 160 Metern Bremsweg zum Stillstand gebracht werden können. Mit einer ordentlichen Bremsanlage hätte der Anhalteweg 85 Meter betragen. "Bei einem plötzlich auftretenden Hindernis wie Stau, Nebel oder defekten Fahrzeugen sind das ganz entscheidende Meter, die über Leben und Tod entscheiden", so der Salzburger Verkehrslandesrat Walter Blachfellner (SP).
"Wir brauchen dringend europäische Mindeststandards, die auch überprüft und kontrolliert werden können", so Blachfellner. Salzburg werde aber die Kontrollen auch in den kommenden Jahren durchführen und weiter intensivieren.

Sekundenschlaf

Übermüdung des Fahrers wurde als Ursache des Busunfalles ermittelt, der sich in den Morgenstunden des Donnerstag in Unterschütt bei Villach ereignete. Der regelmäßig zwischen Polen und Italien verkehrende Bus fuhr auf einen vor ihm fahrenden Lastwagen auf. Ein Schwerverletzte, zwei Leichtverletzte lautet die Opferbilanz.

Der Bus war mit 22 Fahrgästen besetzt und verfügte über drei Chauffeure. Der vor dem Unfall letzte Fahrerwechsel fand in Wien statt. Der Mann am Steuer dürfte zwischen Villach und Arnoldstein vom Sekundenschlaf übermannt worden sein. (red/DER STANDARD, Printausgabe, 11.10.2002)