Eine Werkschau des "großen Exzentriker des Barock", Franz Xaver Messerschmidt, im Unteren Belvedere
Redaktion
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Wien - Franz Xaver Messerschmidt (1736-1783) gilt als
Pionier der Selbstdarstellung in der Bildenden Kunst. Nachdem er sich
als Gestalter zahlreicher Plastiken im Auftrag des Kaiserlichen Hofes
in Wien einen Namen gemacht hatte, durchbrach er die Grenzen des
repräsentativen Barock-Porträts. An der Schwelle zum Klassizismus
schuf er seine berühmten "Charakterköpfe", oft halbe Selbstportträts.
Im Barockmuseum des Unteren Belvedere sind von 11. 10.
bis 9. 2. 20003 rund sechzig seiner Werke zu sehen. Kuratiert
wurde die Schau vom Leiter des Barockmuseums, Michael Krapf: "Dieser
Messerschmidt war ein sehr merkwürdiger Künstler. Ein großer
Exzentriker, der besonders heutige zeitgenössische Künstler sehr
interessiert".
Reiche Sammlung
"Diese Ausstellung kann ja eigentlich nur hier statt finden",
meinte der Direktor der Österreichischen Galerie Belvedere, Gerbert
Frodl, auf der Pressekonferenz am Donnerstag. Schließlich besitze das im Unteren
Belvedere befindliche Barockmuseum selbst eine große Sammlung
von Messerschmidt-Plastiken. So wäre es nicht schwer gewesen, "einen
repräsentativen Überblick über sein Werk zu vermitteln".
Zum hauseigenen Bestand des Barockmuseums gehören Hauptwerke des
Künstlers, wie die ganzfigurigen Darstellungen von Maria Theresia als
Königin von Ungarn und Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen, sowie
auch Reliefs von Joseph II. und seiner ersten Gemahlin Maria Isabella
von Parma. Ergänzend dazu sind die Bildnisbüsten von Gerard van
Swieten, Franz Christoph von Scheyb und Herzog Albert von
Sachsen-Teschen zu sehen die in ihrer Kompromisslosigkeit und
Nüchternheit Messerschmidts Weg zu einem radikalen frühen
Klassizismus ebneten.
Vor allem aber ist der Bildhauer für seine
"Charakterköpfe" berühmt, die wegen ihrer für damals kühnen und
aggressiven Gestaltung zu den bedeutendsten skulpturalen Leistungen
der Aufklärung zählen. Diese beschäftigten den Künstler von etwa 1770
bis zu seinem Tod 1783 in Preßburg, wohin er sich nach Ende seiner
offiziellen Karriere, als Sonderling verschrien, zurückgezogen hatte.
"Merkwürdige Gesundheit"
Messerschmidt wurde 1736 auf der Schwäbischen Alb geboren. Seinen
ersten Unterricht erhielt er von seinen beiden Onkeln, Johann Baptist
Straub in München und Philipp Jakob Straub in Graz. An der
kaiserlichen Akademie in Wien ist Messerschmidt ab 1755 nachweisbar,
seine Professoren waren Jakob Schletterer und Matthäus Donner. Bis
1774 bekleidete er selbst das Amt eines Substitutsprofessors für
Bildhauerei.
Im selben Jahr wurde er bei der Neuvergabe der Professur
seiner "merkwürdigen Gesundheit" wegen übergangen und vorzeitig
pensioniert. Seither arbeitete er - nach einer psychischen
Erkrankung, deren Charakter bis heute umstritten ist - mit seltener
Konsequenz und Ausschließlichkeit an den Charakterköpfen. Diese
reichen von den antikischen physiognomischen Studien bis zu den
später immer konvulsiver werdenden Köpfen, die oft am "Selbstbildnis"
orientiert sind. (APA)
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