Nach Auslieferungsverbot seines Buchs deutliche Kritik an der
Katholischen Kirche wegen ihrer Rolle während der NS-Zeit bekräftigt
Redaktion
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Frankfurt/Main - Der US-Politologe Daniel Goldhagen hat
die negativen Reaktionen auf sein neues Buch zurückgewiesen und seine deutliche Kritik an der
Katholischen Kirche wegen ihrer Rolle während der NS-Zeit bekräftigt.
Auf der Frankfurter Buchmesse sagte Goldhagen am Freitag, die Kirche
als Institution müsse endlich ihre Verantwortung für die Verbrechen
an Juden während des "Dritten Reiches" annehmen. Sie sei für den
Holocaust nicht verantwortlich, aber in einer "tiefen und breiten"
Komplizenschaft verstrickt. Eine Kollektivschuld jedes einzelnen
Katholiken gebe es nicht.
Goldhagen betonte, dass er keine Entschädigungszahlungen der
katholischen Kirche fordere. Die Kirche habe vom Holocaust finanziell
profitiert, aber er wolle die Debatte auf die viel wichtigere
moralische Schuld lenken. Auch habe er nicht gefordert, dass die
Kirche antisemitische Passagen im Neuen Testament umschreibe. Er
wolle nur darauf aufmerksam machen, dass hier in dem geheiligsten
Text der Kirche gegen das Volk der Juden gehetzt werde. Mit diesem
Problem müsse sich der Vatikan dringend auseinander setzen, sagte
Goldhagen.
"Verzweifelter Versuch"
Zusätzlich Schlagzeilen machte das Buch, weil das Erzbistum
München eine Einstweilige Verfügung gegen den Berliner Siedler-Verlag
erwirkt hat: Wegen einer fehlerhaften Bildzeile darf es zunächst
nicht mehr vertrieben werden darf. Goldhagen sagte, er glaube nicht,
dass dies ein schlechtes Licht auf das Buch werfe. Stattdessen habe
die Kirche mit dem Gang vor Gericht "einen verzweifelten Versuch"
unternommen, von der dringend nötigen ernsthaften Diskussion
abzulenken. Der Autor betonte, dass er die Bildunterschrift für
richtig gehalten habe, da sie aus einem renommierten Archiv stamme.
Es handle sich um einen "unschuldigen Fehler". Das Bistum hatte vor
dem Landgericht München geklagt, weil in dem Buch ein Bild nicht, wie
im Text behauptet, den ehemaligen Münchner Kardinal Michael Faulhaber
bei einer NS-Veranstaltung zeigt, sondern einen anderen Würdenträger.
Goldhagens Buch wird trotz der Einstweiligen Verfügung aber weiter
verkauft. Eine Verlagssprecherin bestätigte, dass die erste Auflage
mit 30.000 Exemplaren an den Buchhandel ausgeliefert sei. Die
Gerichtsentscheidung verbiete nur den Vertrieb durch den Verlag,
nicht durch den Handel. Eine korrigierte zweite Auflage werde in
wenigen Tagen erwartet, sagte die Sprecherin. In den Belegexemplaren
auf der Buchmesse war die betreffende Zeile mit Filzstift geschwärzt
worden.
(APA/Reuters)
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