Der Standard/Cremer
Bei gewissen Nahrungs- und Genussmitteln haben wir uns im Laufe der Zeit ja schon daran gewöhnt, dass sie ihrer ursprünglichen Erscheinungsform in der Natur eher schon ein wenig entfremdet wurden. Pfefferminze, zum Beispiel, ist in Form von Pastillen und Kaugummis sicher verbreiteter denn als zackiges Frischblatt (wobei da sowohl der Trend-Cocktail Mojito sowie die boomende Vietnam-Küche in letzter Zeit einiges zur Verbreitung des scharfen Kräutels getan haben). Nur wenn schon künstlich, dann aber bitte volle Wäsche: Die "Papermints" sind hauchdünne, türkise Plättchen im rechteckigen Format, kommen aus Amerika und wurden dort vor kurzem zu einer Art Kult. Man legt sich so ein Plättchen auf die Zunge, wo es sich unvermittelt an den Gaumen saugt und dort eher unangenehm kleben bleibt. Löst sich aber blitzschnell auf und hinterlässt dabei eine Art Pfefferminz-Explosion. Tatsächlich flasht das einigermaßen und ist selbst für Kenner der Minzprodukt-Szene eine Überraschung. Leider wird man auf diesen Pfefferminz-Trip relativ leicht süchtig. (floh, Der Standard/rondo/11/10/2002)