Österreich
Donauinsel-Mord: Ex- Freund der Studentin verhaftet
Festnahme in Reisezug - Die Tat war wahrscheinlich geplant
Wien - Der mutmaßliche Mörder der 22-jährigen
Medizinstudentin Barbara E. ist am Donnerstagabend in Ungarn gefasst
worden. Ihr Ex-Freund Alfonso B. (38) steht im dringenden
Verdacht, die junge Wienerin in der Nacht auf vergangenen Mittwoch
aus Eifersucht umgebracht zu haben. Die nackte Leiche der Studentin
war von einem Fischer in der Neuen Donau gefunden worden.Auto sichergestellt
Donnerstag am frühen Nachmittag stellte die Sicherheitswache den
Wagen von Alfonso B, einen alten Saab, in der Nähe des Südbahnhofs in
Favoriten sicher. Nach jüngsten Erkenntnissen der Kriminalisten hatte
der Verdächtige in der Nacht auf Mittwoch - mit einem anderen Auto
und fremden Dokumenten - Österreich Richtung Ungarn verlassen. Er
hatte einen Reisepass bei sich, der ihn als den
19-jährigen Festus A. auswies. Dazu seien noch Zeugenbefragungen im
Gange, hieß es am Freitag.
Tat war geplant
Seit die Tote entdeckt worden war, ist per internationalem
Haftbefehl nach Alfonso B. gefahndet worden. Dass sich der
Verdächtige kurz vor dem Mord polizeilich abgemeldet hatte, war für
die Ermittler des Sicherheitsbüro (Gruppe Jandl, Mordreferent Dr.
Hannes Scherz) nicht nur ein Indiz, dass die Tat geplant worden sein
dürfte. Es lag auch nahe, dass sich der 38-Jährige danach ins Ausland
absetzen würde.
Umgehend wurde jetzt die Interpolsuche auf die neuen Anhaltspunkte
ausgeweitet. Über das Bundeskriminalamt wurde die ungarische Polizei
"um Intensivfahndung gebeten", sagte SB-Polizeioberrat Hannes Scherz.
Verhaftung im Reisezug nach Rumänien
Die ungarischen Kollegen fanden den Gesuchten in einem Reisezug
nach Rumänien. Alfonso B. versuchte, bei einer Routinekontrolle in
der Nähe der ostungarischen Stadt Oroshaza vor der Grenzpolizei zu
flüchten. Die Festnahme erfolgte laut Scherz gegen 21.00 Uhr unter
"heftiger Gegenwehr" des Verdächtigen. Im Bericht aus Ungarn sei von
"violent behavior" (gewalttätiges Verhalten) die Rede.
Der Festgenommene hatten den auf Festus A. lautenden Pass bei sich
und wurde auch mit Hilfe eines aus Wien rasch nach Ungarn
übermittelten Fotos identifiziert. Der Vergleich der Fingerabdrücke
stand zunächst noch aus.
Gefälschter Pass
Alfonso B. wird laut Scherz zunächst wegen der Verwendung eines
fremden bzw. womöglich gefälschten Passes einem ungarischen Gericht
vorgeführt. "Anschließend, so hoffen wir, kommt er in
Auslieferungshaft", so der SB-Referent. "Es kann aber etliche Tage
dauern, bis er da ist."
In Wien wird unterdessen der Saab kriminaltechnisch untersucht. Er
könnte "eine gewisse Rolle gespielt haben. Zum Beispiel könnte der
Streit schon in dem Wagen begonnen haben", erläuterte Scherz die
Hoffnung auf die Ergebnisse der Spurensicherung.
Verheiratet
Alfonso B. war, obwohl seit zwölf Jahren mit einer Österreicherin
verheiratet und Vater von vier Kindern, zwei Jahre lang mit Barbara
E. liiert. Die Studentin erfuhr allerdings erst spät von der Familie
des Mannes. Weil sie sich deswegen und wegen
eines neuen Freundes von ihm trennen wollte, soll der als "rasend
eifersüchtig" beschriebene Gelegenheitsarbeiter die Frau auf der
Donauinsel gewürgt, geprügelt und bewusstlos in den Fluss geworfen
haben. (APA)