Panorama
Nebelkatastrophe auf der Westautobahn: Alarmierende Details über "Raser"
Lastwagen waren trotz Nebel mit bis zu 90 Stundenkilometern unterwegs
Linz - Nach der Nebelkatastrophe auf der Westautobahn in Oberösterreich vom 30. September liegen jetzt erste
Erhebungsergebnisse zu den Unfallursachen vor. Sie enthalten
alarmierende Details über die "Raser", speziell unter den
Lkw-Fahrern. Die Ergebnisse wurden am Mittwoch bei einem
"Sicherheitsgipfel" im Linzer Landhaus erörtert. Als eine der
Konsequenzen schlugen die Experten vor: Lebenslanger
Führerscheinentzug für besonders verantwortungslose Lkw-Lenker sowie
verpflichtende Abstandwarngeräte in jedem Auto.Massenkarambolage
Bei den Massenkarambolagen auf der oberösterreichischen
Westautobahn in den Morgenstunden des 30. September waren acht
Menschen ums Leben gekommen, mehr als 50 wurden zum Teil schwer
verletzt. Nicht weniger als 94 Fahrzeuge waren in einander gekracht,
nachdem eine plötzlich auftauchende Nebelwand die Sicht auf nur fünf
Meter verringert hatte.
60 bis 90 Stundenkilometer trotz Nebel
Trotz des dichten Nebels waren, wie die Auswertung der
Tacho-Scheiben ergab, manche Lkw-Lenker mit 60 bis 90
Stundenkilometern unterwegs, berichtete Verkehrsreferent
Landeshauptmann-Stellvertreter Erich Haider (S) bei in einer
gemeinsamen einer Pressekonferenz mit Straßenbaureferent
Landeshauptmann-Stellvertreter Franz Hiesl (V) Mittwochmittag. Hiesl
ergänzte, "es gab sogar welche, die während der Fahrt auch noch
Zeitung gelesen haben". Auch die vorgeschriebenen Ruhezeiten waren in
einer Reihe von Fällen nicht eingehalten worden.
Rigorose LKW-Kontrollen angekündigt
Haider kündigte in diesem Zusammenhang künftig noch rigorosere
Lkw-Kontrollen an, "es muss aber auch Sanktionen für die Unternehmer
geben, die ihre Fahrer unter Druck setzen und damit zum Rasen
zwingen", so der Landespolitiker. Hiesl forderte in diesem
Zusammenhang, Lkw-Lenkern, die sich besonders verantwortungslos
verhalten, "zumindest für einige Jahre oder in schweren Fällen
lebenslang den Führerschein zu entziehen".
Einbau von automatischen "Abstandswarngeräten"
Haider erhob eine weitere Forderung: Es müsste für jedes Auto - ob
Pkw oder Lkw - verpflichtend der Einbau eines automatischen
"Abstandwarngeräts" vorgeschrieben werden. Dieses Gerät ermittelt
ständig den Abstand zum Vordermann und vergleicht den vorhandenen
Sicherheitsabstand. "Das System kann auf die Bremsanlage zugreifen,
um eine Anpassungsbremsung durchzuführen und die Motorleistung
reduzieren", erläuterte Haider.
Elekronische Nebelwarnanlagen
Bei dem Sicherheitsgipfel, an dem neben den Vertretern des Landes,
der Exekutive und der Autofahrerclubs auch die Autobahngesellschaft
ASFINAG teilnahm, wurden auch eine Reihe von Maßnahmen für
Nebelsituationen beschlossen. So werden künftig an der Westautobahn
spezielle, manuell zu bedienende Nebelwarntafeln aufgestellt - zwei
Pilotprojekte gibt es bereits in Oberösterreich - und es wird
erstmals in Österreich ein Versuchsprojekt für elektronische
Nebelwarnanlagen getestet.
Außerdem sollen die Hinweise auf "Fluchtmöglichkeiten" bei den
Lärmschutzwänden noch verbessert werden, damit Unfallbeteiligte auch
im Schock die Autobahn verlassen können. Auch wird geprüft, wie bei
den einzelnen Autobahnabschnitten - und wiederum speziell dort, wo es
Lärmschutzwände gibt - die Zufahrtsmöglichkeiten für die
Einsatzkräfte erleichtert werden können. (APA)