Literatur
54. Buchmesse-Start
Feierliches Bekenntnis Litauens zu Europa
Frankfurt/Main - Mit einem Bekenntnis des Gastlandes
Litauen zur westlichen Kulturgemeinschaft und zu Europa ist am
Dienstag die 54. Frankfurter Buchmesse eröffnet worden. Litauens
Staatspräsident Valdas Adamkus sagte bei der Eröffnungsfeier, das freie Litauen von heute teile mit Europa die
Vergangenheit und die Verantwortung für gemeinsame schutzbedürftige
Werte. Litauens Literatur sei geprägt von der Geschichte des kleinen
Landes, erläuterte Adamkus. Nach der Unterdrückung durch den
russischen Zaren hätten die Litauer nach dem Ersten Weltkrieg eine
moderne europäische Kultur geschaffen. "Die damals eingeatmete Luft
der Freiheit half in der späteren Zeit der faschistischen und
sowjetischen Besatzung zu überleben. Zu überleben, indem man
schrieb." Europa sei heute kein abstraktes Gebilde, die Vielfalt
seiner Kulturen und Völker bereichere alle und führe sie näher
zusammen. Dabei sei das Buch das verbindende Band.
"Wir mögen zwar winzig aussehen, aber im existenziellen und
ästhetischen Sinn sind wir ein untrennbarer Bestandteil der
europäischen Kultur, des gemeinsamen Erbes und einer gemeinsamen
Gegenwart", sagte Sigitas Geda, einer der bekanntesten litauischen
Autoren.
Litauische Autoren und Leser seien schon seit einem halben
Jahrhundert im Bann deutschsprachiger Autoren - darunter Goethe und
Schiller, aber auch Franz Kafka, Hermann Hesse, Thomas Mann, Max
Frisch, Paul Celan, Ingeborg Bachmann, Hans Magnus Enzensberger und
Peter Handke. Dennoch existierten nach wie vor Sprachbarrieren zum
Nachteil der litauischen Literatur. Gedas plädierte dafür, mehr
Übersetzungen zu fördern. "Wenn vielleicht drei, vier, fünf
Übersetzer sich an die Arbeit machen, dann wird sich Litauen nach
noch einer Seite hin öffnen."
Die weltgrößte Buchmesse erwartet bis kommenden Montag 250.000
Besucher. 6.375 Aussteller aus 110 Nationen präsentieren ab Dienstag
ihre Neuerscheinungen, wegen der schlechten Wirtschaftslage etwas
weniger als sonst.
(APA/dpa)