Geschlechterpolitik
Frauen verdienen um 20 Prozent weniger
Bad news im "statistischen Porträt" über Frauen und Männer in der EU
Luxemburg/Wien - Frauen verdienen in Europa in privaten
Unternehmen fast 20 Prozent weniger als Männer. Oft gibt es auch
Unterschiede im öffentlichen Sektor. In Führungspositionen sind im
EU-Raum nur halb so viele Frauen tätig wie Männer. - Auf eine hohes
Ausmaß an geschlechtsspezifischen Benachteiligungen stießen die
Eurostat-Experten im Rahmen ihres "statistischen Porträts von Frauen
und Männern in allen Lebensabschnitten", das am Dienstag
veröffentlicht wurde. In Österreich sind Frauen offenbar besonders
beim Gehalt in der Privatwirtschaft diskriminiert. Die Eurostat-Fachleute in Luxemburg haben die Gemeinsamkeiten und
Unterschiede der Lebenssituationen von Männern und Frauen von der
Jugend bis ins hohe Alter an Hand von verschiedenen Parametern - vom
Haushalt bis zur Vereinsmitgliedschaft - verglichen. Frappierend ist
weiterhin die offenbar Benachteiligung der Frauen im Beruf.
Zahlen im Detail
So hatten im Jahr 2000 10,1 Prozent der erwerbstätigen Männer,
aber nur 5,7 Prozent der berufstätigen Frauen Führungspositionen
inne. Die größten Unterschiede wurden in Italien (3,7 zu 1,3
Prozent), Dänemark (10,3 zu 3,7 Prozent) und Finnland (13,0 zu fünf
Prozent) registriert. Die als eher patriarchalisch orientiert
geltenden Staaten Spanien (9,1 zu 6,8 Prozent) und Irland (12,6 zu
9,6) schnitten hingegen deutlich besser ab. In etwa im Durchschnitt
liegt Österreich mit 9,7 zu 5,4 Prozent.
Gravierend äußerte sich die Benachteiligung der Frauen auch beim
Bruttoverdienst (Daten aus 1998). Das EU-Statistik-Amt in einer
Aussendung: "Sowohl im öffentlichen als auch im privaten Sektor
verdienten Männer 1998 besser als Frauen. Ausnahmen bildeten der
öffentliche Sektor in Portugal, wo die Verdienste von Frauen 108
Prozent der Verdienste ihrer männlichen Kollegen betrugen, sowie
Italien (101 Prozent, Anm.) und Dänemark (97 Prozent, Anm.), wo das
Verhältnis nahezu ausgeglichen war."
Der Durchschnittswert
Frauen verdienten 1998 in der EU im
öffentlichen Sektor 87 Prozent des Gehalts der Männer, im Privaten
Sektor hingegen nur 82 Prozent. In Österreich erhielten Frauen zwar
im öffentlichen Sektor mit 92 Prozent des Bruttoverdienstes der
Männer vergleichsweise ein ebenfalls eher ausgeglichenes Gehalt, doch
das gilt nicht für die Privatwirtschaft. Eurostat: "Für den privaten
Sektor wurden die deutlichsten Unterschiede in Deutschland (73
Prozent), Österreich (76 Prozent) und Griechenland (79 Prozent)
festgestellt." Der Durchschnittswert in der EU lag bei 82 Prozent. (APA)