Mensch
Wenn die Virus-Infektion das Herz angreift
Verdachtsmomente erhärten sich: Viren können eine Myokarditis verursachen
Wien/Jena - Infektionen können letztlich auch
chronische Erkrankungen des Herzens auslösen: Auf die
Problematik der "Herzviren" wiesen erneut Fachleute vom Institut
für Virologie der Universität Wien hin. Dr. Elisabeth Puchhammer in den virusepidemiologischen
Informationen: "Die genauen Zusammenhänge zwischen einem
Krankheitsbild und einer Virusinfektion aufzuklären, ist oft äußerst
schwierig. Das hat sich kürzlich bei einem Kongress zum Thema
'Herzviren' in Jena wieder einmal deutlich gezeigt."
Myokarditis und Kardiomyopathie
Aber die Verdachtsmomente erhärten sich: Virusinfektionen können
eine Myokarditis (Herzmuskelentzündung, Anm.) verursachen. In der
Praxis ein solcher Befund durch den Nachweis der Viren im Blut,
Flüssigkeit aus dem Rachen oder im Stuhl gestellt. Das Problem: In
weiterer Folge kann sich aus einer solchen Virusmyokarditis eine
dilatative Kardiomyopathie (DCM) entwickeln, bei das Herz immer
größer wird. Dieses gefürchtete Krankheitsbild, das in mehr als 70
Prozent der Fälle zu einer Herzschwäche und in der Folge zu einer
Herztransplantation führt, kommt in den westlichen Industriestaaten
mit einer jährlichen Häufigkeit von sechs bis acht Fällen pro 100.000
Einwohner vor.
Dr. Puchhammer: "Verschiedenste Virusinfektionen werden für einen
Teil dieser DCM Fälle verantwortlich gemacht. So gehören vor allem
Enteroviren, Parvovirus B19, Adenoviren, oder Herpesviren zum Kreis
der Verdächtigen. Aber auch viele andere Viren wurden bereits in
Verbindung mit einer Myokarditis oder DCM gebracht."
Therapien greifen noch zu kurz
Am stärksten abgesichert ist ein Zusammenhang für das Coxsackie
Virus B3 (CVB3) und die Kardiomyopathie. Herzmuskelzellen haben einen
Rezeptor für den Krankheitserreger, der das Eindringen des Virus in
die Zellen ermöglicht. Noch nicht genau geklärt ist die Frage, wie
das sonst eher "unauffällige" Virus das Herz schädigt.
Möglicherweise geschieht das durch ein spezielles Enzym. Auch das
Parvovirus B 19 steht im Verdacht. Es dürfte die Durchblutung des
Herzens stören und so die Krankheit auslösen.
Leider gibt es noch keine ursächlich wirksamen Therapien bei
solchen Infektionen. Derzeit werden vor allem Antikörper-Präparate
erprobt. Darüber hinaus soll eine immunsupprimierende Behandlung
helfen.(APA)