Frankfurt/Main - In der deutschen Literatur zeichnet
sich nach Einschätzung von Verlagen ein Ende der so genannten
Popliteratur und ein steigendes Angebot von Sachbüchern ab. Auch der
11. September werde sich in der Literatur niederschlagen, allerdings
sei es dafür noch zu früh. "Wir merken eine Rückbesinnung zur klassischen Grammatik in der
Literatur", sagte eine Sprecherin des Aufbau Verlags in Berlin. Nach
der Popliteratur "will man wieder gediegene Texte lesen, schöne
Erzählungen und authentische Autobiografien im epischen Stil ohne
Avantgarde-Verrenkungen."
Popliteratur stammt vor allem von jungen Autoren, darunter Florian
Illies ("Generation Golf"), Benjamin von Stuckrad-Barre
("Soloalbum"), Benjamin Lebert ("Crazy") oder Katja Kullmann
("Generation Ally"). Für den Sprecher der Münchner Verlagsgruppe
Ullstein Heyne List, Claus-Martin Carlsberg, kommt nach dem Ende der
Popliteratur "die Suche nach der gelungenen Kombination aus
Anspruchsvollem und Verkäuflichem".
Mehr Ernsthaftigkeit muss keineswegs Humorlosigkeit bedeuten
Auch Oliver Vogel, Leiter des Lektorats für deutsche Literatur bei
S. Fischer in Frankfurt, sieht einen Trend zu mehr Ernsthaftigkeit,
sogar in Unterhaltungsromanen. Das müsse keineswegs Humorlosigkeit
bedeuten, "aber locker-leicht in Prosecco-Laune daherkommende
Geschichten haben in Zukunft kaum noch Chancen". Der Trend geht auch
aus seiner Sicht zu qualitativ hochwertiger Literatur. Bei
Sachbüchern werden nach seiner Einschätzung Globalisierungs- und
Geschichtsthemen sowie Biografien Erfolg haben.
Was kommt nach dem Pop?
Die Popliteratur nähere sich keinem Ende, sie ändere lediglich
ihre Ausrichtung, sagte dagegen der Lektor für deutschsprachige
Literatur im Kölner Verlag Kiepenheuer & Witsch, Olaf Petersenn. Der
Verlagschef von Hoffman und Campe (Hamburg), Rainer Moritz, sieht die
Bedeutung der Popliteratur als begrenzt an. "Die so genannte
Popliteratur war nie mehr als ein Teilausschnitt der
Gegenwartsliteratur und lebt(e) von einigen wenigen Meinungsführern
wie Benjamin von Stuckrad-Barre", meinte Moritz. Was danach kommt,
wisse er auch nicht. "Wüsste ich es, hätten wir unser Verlagsprogramm
längst darauf abgestellt."
Seiner Einschätzung nach dominieren im Moment Kindheits- und
Jugenddarstellungen. "Die Autoren beginnen zum Teil sehr früh damit,
unverkennbar autobiografisch zu schreiben und sich bis in die
kleinste Verästelung hinein an Vergangenes zu erinnern. Das eigene
Erleben scheint dabei das sicherste Fundament für Fiktion zu sein",
meinte Moritz. Dies führe wiederum dazu, dass sich viele Bücher und
ihre Helden ähnelten. Auch Petersenn (Kiepenheuer & Witsch) sieht
eine deutliche Verbindung zwischen Text und Biografie des Autors. (APA/dpa)