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apa/lechner

Melk – Vier Tote und zwei Schwerverletzte waren am Montag bei einem Zugunglück auf der nördlich der Donau verlaufenden, einspurigen Donauufer-Bahn zu beklagen. Um 9.11 Uhr stieß im Ortsgebiet von Ebersdorf im Bezirk Melk ein Richtung Persenbeug fahrender Güterzug mit einer mit ÖBB-Bediensteten besetzten Draisine zusammen. Ein Großaufgebot an Einsatzkräften rückte zu den Bergungsarbeiten aus. Die Überlebenden, die nach Angaben des Roten Kreuzes schwerste Brustkorb- und Schädelverletzungen erlitten hatten, wurden mit den ÖAMTC-Notarzthubschraubern Christophorus 2 und Christophorus 3 nach Krems bzw. St. Pölten geflogen.

Zuggarnituren erheblich beschädigt

Die Zuggarnituren wurden erheblich beschädigt. Die Bahnstrecke wurde gesperrt und ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Beamte der Kriminalabteilung Niederösterreich und ein ÖBB-Untersuchungsteam ermittelten hinsichtlich der Unglücksursache. Auch Infrastrukturminister Mathias Reichhold (FP), der den Angehörigen der Opfer seitens seines Ressorts jede erdenkliche Hilfe zusicherte, und ÖBB-Chef Rüdiger vorm Walde begaben sich an den Unfallort.

Reichhold verwies in einem APA-Gespräch darauf, dass unmittelbar nach dem Zugunglück in Wampersdorf (Bezirk Baden), das Ende Februar sechs Todesopfer und 16 Verletzte gefordert hatte, die Schulungen des Bahn-Personals verstärkt und die technischen Rahmenbedingungen verbessert worden seien. So seien heute alle Züge mit einem GPS-System ausgestattet. Auch der verunglückte Dienstwagen war nach Angaben des Verkehrsministeriums mit einem solchen Warnsystem ausgestattet.

Fehler der Fahrdienstleitung

Erste Untersuchungen deuten laut ÖBB auf menschliches Versagen als Ursache des schweren Arbeitsunfalles auf der Donauufer-Bahn bei Ebersdorf/Klein Pöchlarn (Bezirk Melk) hin. "Das ÖBB-Baufahrzeug und der Güterzug wurden um 9.11 Uhr zugleich auf die eingleisige Strecke gelassen", lautete das vorläufige Ergebnis des ÖBB-Expertenteams. ÖBB-Generaldirektor Rüdiger vorm Walde, der sich am Unfallort über die Situation und den Ermittlungsstand informierte, sagte in einer ersten Reaktion: "Mein tiefes Mitgefühl gehört in dieser Stunde den Angehörigen der betroffenen Kollegen." Für die Angehörigen wurde in Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz ein Betreuungsteam zusammengestellt, das den betroffenen Menschen zur Seite stehen sollte.

Laut NÖ Sicherheitsdirektion hat sich das Unglück im Ortsgebiet von Ebersdorf in einer unübersichtlichen Kurve ereignet. Der in Richtung Persenbeug fahrende Güterzug mit der Nummer 71306 und 15 Waggons wies eine Gesamtlänge von 208 Metern auf. Bei Bahnkilometer 40 kam dem Zug der Kleinwagen (Draisine) mit zwei Anhängern entgegen.

Im Güterzug befand sich nur der 34-jährige Lokführer aus Gösing am Wagram, der unverletzt blieb. In der Draisine befanden sich sechs ÖBB-Bedienstete. Bei dem Zusammenstoß starben vier Männer: Die Todesopfer sind Karl G. (48) aus Klein Pöchlarn und die Persenbeuger Franz E. (40), Erwin K. (35) und Josef M. (40). Sie wurden durch die Wucht des Anpralles und durch die am zweiten Waggon transportierten Bahnschwellen, die nach vorn geschleudert wurden, sofort getötet. Zwei ÖBB-Bedienstete, der 44-jährige Manfred St. aus Persenbeug und der 37-jährige Helmut B. aus Klein Pöchlarn, wurden schwerst verletzt von den Hilfskräften geborgen und mit Notarzthubschraubern in die Krankenhäuser St. Pölten und Krems eingeliefert.

Bergungen abgeschlossen

Die Dokumentation des Unfalles sowie die Bergungen der Toten wurden am Nachmittag abgeschlossen. Weitere Ermittlungen zur Rekonstruktion und Aufklärung des Herganges wurden in Zusammenarbeit mit den ÖBB durchgeführt. Auf Grund erster Einvernahmen und Befragungen gilt es laut NÖ Sicherheitsdirektion als wahrscheinlich, dass in der Verantwortung des zuständigen Zugleitbahnhofes Spitz an der Donau menschliches Versagen vorliegen dürfte. Darauf deuteten auch Aussagen des ÖBB-Chefs und von Oberst Franz Polzer von der Kriminalabteilung Niederösterreich im ORF NÖ-Online hin. (APA)