Die burgenländische Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl ist die erste Wahlentscheidung nach dem Scheitern der Bundesregierung und die letzte vor den vorgezogenen Nationalratswahlen im November. Deshalb ist ihnen auch die bundesweite Aufmerksamkeit gewiss. Viele wollten darin eine Art Probelauf für die Entscheidung auf Bundesebene sehen. Das freilich lässt sich beim besten Willen nicht ablesen. Das liegt nicht nur - aber auch - am Burgenland.

Das Burgenland hat keine einzige größere Stadt. Selbst die Hauptstadt Eisenstadt mit ihren rund 10.000 Einwohnern hat eher dörflichen Charakter. Und so laufen auch die Wahlkämpfe im "Land der Dörfer", wie das Burgenland sich selber zuweilen nennt. Im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen stehen die Personen, die wichtigere der beiden gestrigen Wahlen war zweifellos die zum Bürgermeister. An ihnen misst sich Erfolg und Misserfolg der beiden großen Parteien, erst in der zweiter Linie zählen die Ortsparlamente.

Für die Auguren im Bund bedeutet das: zuwarten. Das Burgenland hat seine Bürgermeister gewählt. Und nicht den Bundeskanzler. Nur die Freiheitlichen, die deutlich verloren haben, dürfen die burgenländischen Wahlen schon fürs Ganze nehmen. Denn die innerparteilichen Turbulenzen haben die Funktionäre und Wähler in den Dörfern so verunsichert, dass es sehr, sehr schwer werden wird, bis November wieder Tritt fassen zu können. Die ÖVP, die sich im Burgenland über Gewinne freute, muss deshalb allerdings emsig zu rechnen beginnen. Damit nämlich, ob sie es schaffen kann, den selbst verschuldeten Einbruch ihres bisherigen Koalitionspartners im Bund durch eigenes Erstarken wettzumachen. Das Burgenland wird ihr darauf freilich keine Antwort geben. (DER STANDARD, Printausgabe, 7.10.2002)