Dennis Russell Davies, der nun auch an der Spitze des Musiktheatervereins Druck in Richtung Theaterneubau macht, zeigte 120 Jahre später auch ohne Inszenierung und Bühne, wie kurzweilig Richard Wagners langes mystisches Weihespiel sein kann. Weihevoll zelebrierte er mit dem blendend disponierten Brucknerorchester den ersten Aufzug, dramatisch aufge-wühlt folgte als Klimax der Dialog Kundrys mit Gurnemanz, sehr feierlich leuchtete das abschließende Licht des Grals. Eine exzellente Besetzung, an der Spitze Yvonne Naef (Kundry), Hans Sotin (Gurnemanz), Poul Elming (Parsifal), Eike Wilm-Schulte (Klingsor) und Karl-Heinz Lehner (Titurel), sorgte für Bayreuth-Flair in Linz.
Vollends aus dem Häuschen brachte schließlich Valery Gergiev das Publikum beim Abschlusskonzert mit seinem Mariinsky-Orchester. Zunächst flimmerte Alexander Skrjabins Prométhée, Le Poème du feu in impressionistischen Farben und durchsetzt mit jazziger Rhythmik vorbei - ohne die vom Komponisten geforderten Lichteffekte, doch mit einem ausgezeichneten Pianisten, dessen Name uns leider verschwiegen wurde.
Das Orchester erfüllte hier gediegen seine Pflicht. Dann aber, als es an Bruckners Siebente ging, wollte es unter den beschwörenden Händen des "Magiers" ohne Taktstock und an der Heimstätte des Komponisten offenbar zeigen, wo der Bartel den Most holt - manchmal eben auch außerhalb (ober)österreichischen Bodens. Gergiev entfachte einen an Intensität und Klangpracht kaum zu überbietenden Lavastrom mit klar herausgearbeiteten Verzweigungen, überraschenden Wendungen, fast zum Stillstand kommenden Spannungsfeldern und gleißenden Eruptionen.