(Ohne Titel, um 1964, Mischtechnik auf Papier, 121,5 x 76,5 cm)

Foto: Galerie Hofstätter
Die Galerie Hofstätter zeigt eine wirklich museale Sammlung von Objekten und Papierarbeiten aus Bruno Gironcolis "Frühwerk". Annähernd alle zwischen 1964 und 1977 entstandenen Polyesterobjekte des 1936 geborenen Künstlers und seit 1977 Nachfolgers Fritz Wotrubas als Professor an der Wiener Akademie der bildenden Künste sind versammelt: Etwa die Köpfe oder die Figur auf einem Punkt stehend.

Dazu kommen die Großobjekte Große Messingfigur von 1969, die Figur aus gleichförmigen Teilen von 1972 und Großer Broncetisch aus den Jahren 1975/77. Einige der ergänzenden Mischtechniken (Comics zwischen Pop und Westcoast-Zeichnung, in den charakteristischen Silber- und Bronzetönungen) waren bislang noch nie öffentlich ausgestellt.

Können die Polyesterobjekte noch als Paraphrasen auf den Gebrauchswert von (50er-Jahre-)Mobiliar gelesen werden, und damit auch als Kommentare auf die enge kleinbürgerlicher Kabinette, so kommen in den großen, maschinenartigen Objektkonstellationen auch die Hintergründe und Folgen der Enge - Faschismus, Gewalt, sexuelle Repression und Perversion, masochistische und sadistische Praxis - intensiv zum Ausdruck.

Die Papierarbeiten scheinen bisweilen Anleitungen zum Gebrauch von Gironcolis "Junggesellenmaschinen" zu sein - sie implementieren die Gerätschaften unbestimmt gewalttätigen Zwecks in ein, bloß an der Oberfläche glänzend lackiertes, soziales Umfeld. (mm/DER STANDARD, Printausgabe, 7.10.2002)