Schüssel, Riess-Passer und Kartnig mit Lebenspartnerin beim Opernball 2001

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Wien - Opernball - dem ausgezeichneten Mann bleibt ja sonst nichts. Einmal jährlich, jeweils am Donnerstag vor dem Aschermittwoch, kann sich der Ordensträger geschmückt zeigen. Andere Gelegenheiten gibt es im republikanischen Österreich kaum, Orden zu einem beliebigen Anlass zu tragen wäre unpassend. Ordensträger halten sich daran, das gehört eben dazu, wenn man dazugehört.

Der Opernball also, dort kommt einer nicht an den Ordensträgern vorbei, eine echte Männerdomäne übrigens. Wenngleich: Nicht alles, was glänzt, ist schon ein Orden. Fußballerpräsident Hannes Kartnig outete sich als Talmiträger. Von zwei Medaillen, die er trug, eröffnete er freizügig, sei eine vom Kegelverein, die andere vom Blutspenden.

Orden tragen gehört zum Opernballbesuch dazu. Warum? "Brunftverhalten", erklärte Tierprofessor Antal Festetics im vergangenen Fasching: Die Orden sollen die Rolle als Leittier unterstreichen. Festetics kommt selbst stets behangen - "Ich bin auch dominant, ich will beeindrucken", verriet er.

Orden können auch Freundschaftszeichen sein: Die Landeshauptleute Michael Häupl und Erwin Pröll beliebten mit hohen Auszeichnungen des jeweils anderen Bundeslandes aufzutreten - Signale für den Connaisseur freilich. Wie einer überhaupt wissen sollte, was da an seinem Gegenüber hängt, um beeindruckt sein zu können. Der "Lord of Canada" etwa gehört zu Frank Stronach.

Und wenn ein Ordensträger nicht auf den Opernball will? Exfinanzminister Herbert Salcher bekannte einst: "Weil ich nicht mehr auf den Opernball geh', hab' ich die Orden eingepackt."

(or, DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 5./6.10.2002)