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Kaisersohn Otto Habsburg ist für den EU-Beitritt Tschechiens.

Fotpo: APA/Schneider
Wien/Bregenz - Dass Edvard Benes (1884-1948) - jener Politiker, dessen Name für die Vertreibung der Sudetendeutschen steht - kein Freund Österreichs war, ist bekannt. Dass der damals im Exil lebende tschechoslowakische Präsident auch entscheidenden Einfluss auf die Moskauer Deklaration von 1943 hatte, die eine Loslösung Österreichs aus dem Verband von Hitlers großdeutschem Reich bezweckte, wurde nun bei der Präsentation des Buches "Otto von Habsburg. Die Biographie" (Amalthea) der breiteren Öffentlichkeit nahe gebracht. In der Habsburg-Biografie heißt es, dass der sowjetische Diktator Josef Stalin die Formulierung der beiden letzten Punkte "wohl auf Initiative von Benes" durchgesetzt habe. Bei der Präsentation seiner Biografie sagte Habsburg: "Der erste Entwurf der Deklaration des (US-)State Department wurde in meinem Zimmer in Washington aufgesetzt. Danach hat Benes arge Kuckuckseier reingelegt." Benes, "ein Genie der Propaganda" und "wahrer Napoleon der Emigranten", hat demnach auch ein Österreich-Bataillon, aus dem eine Vertretung für die Interessen Österreich während des Krieges hätte hervorgehen sollen, verhindert. Dennoch ist Habsburg vehement gegen ein österreichisches Veto gegen den Beitritt Tschechiens zur EU. Die umstrittenen Dekrete "schaden nur den Tschechen", meint Habsburg, denn die Erfahrung zeige, dass "am Schluss jede Rechnung bezahlt werden" müsse. Auch Außenministerin Benita Ferrero-Waldner hält nichts von Vetodrohungen: "Ich hoffe, dass es sich nur um Wahlkampftöne handelt." Sie erwartet eine formelle Anerkennung der moralischen Verantwortung, wonach in der Vergangenheit Unrecht geschehen sei. Diesbezügliche Worte von Präsident Václav Havel seien zwar positiv, aber zu wenig. (cs, APA/DER STANDARD, Printausgabe, 5./6.10.2002) )