Inland
Impulse Grüner Wirtschaftspolitik präsentiert
Van der Bellen für neue Lehrlingsausbildungen - Mittel- bis langfristige Wirtschaftsstrategien zentral
Wien - Impulse Grüner Wirtschaftspolitik, die sich deutlich
von jener der schwarz-blauen Regierung absetzen will, präsentierte
die jüngste Partei am Freitag bei einer Pressekonferenz. Dabei gehe
es auch um die Hinwendung zur wissens- sowie technologieorientierten
und kreativen Wirtschaft. Gastgeber der Pressekonferenz, das große
Fotostudio "Vienna Paint", das seit 14 Jahren erfolgreich am
europäischen Markt arbeite, gelte als Vorzeigeunternehmen, erklärte
Bundessprecher Alexander Van der Bellen. Der Kardinalfehler der Regierung sei die Verleugnung der
weltweiten Rezession gewesen, erklärte Van der Bellen. Bereits vor
einem Jahr hätte man Maßnahmen zur Konjunkturbelebung setzen müssen.
Die "Feuerwehraktionen" der letzten Wochen seien zum Großteil
wahlkampforientiert und würden nun leider kaum wirksam. Für die
Grünen müsse jetzt eine koordinierte makroökonomische
Stabilisierungspolitik auf gesamteuropäischer Ebene im Vordergrund
stehen. Natürlich sei dabei auch weiterhin auf Haushaltsdisziplin zu
achten. Außerdem wäre eine Unterscheidung von aktuellem (also
konjunkturabhängigem) und strukturellem Budget (bereinigt um
Konjunktureinflüsse) sehr hilfreich, meinte Van der Bellen. In diesem
Sinn begrüßten die Grünen auch den ersten Vorstoß der EU-Kommission
zur flexibleren Auslegung der Kriterien des Stabilitätspaktes.
Sinnvolle Wirtschaftspolitik, so der Chef der Grünen, müsse immer
über kurzfristige Maßnahmen, die nur wirtschaftspolitische Krisen
bekämpften, hinausgehen. Als Beispiele für Grüne Wirtschaftsimpulse
nannte Van der Bellen "berufsfeldorientierte, modulare Lehren" sowie
die Schaffung von "Ausbildungsverbünden". Damit wollen die Grünen der
Jugendarbeitslosigkeit den Kampf ansagen. Durch die Verbreiterung der
Lehre von Berufen in Richtung Berufsfelder, also ein Lehrling solle
nicht mehr zum Elektro/mechaniker/techniker/etc. sondern zu einer
allgemeinen Elektrofachkraft ausgebildet werden, könne eine breit
angelegte Grundlagenvermittlung erzielt werden.
Auch sollte das Ausbildungssystem für Lehrlinge nach oben geöffnet
werden. So solle der Eintritt in Fachhochschulen oder sogar
Universitäten wesentlich erleichtert werden. Und für jedes Berufsfeld
müssten Weiterbildungsmodule entwickelt werden, die in zehn bis 15
Jahren nach Lehrabschluss absolviert werden können. Damit würden
"Update Möglichkeiten" eröffnet, um den raschen beruflichen
Wandlungsprozessen gerecht werden zu können. Informations- und
Kommunikationstechnologien sowie Fremdsprachenunterricht müssten
fixer Bestandteil einer jeden Lehre sein, betonte Van der Bellen.
Weiteres grünes Wirtschaftsziel: Betriebe sollten sich in
Ausbildungsverbünden zusammenschließen, um gemeinsam Lehrlinge
auszubilden. Und Volker Plass, Vorsitzender des Vereines "Grüne
Wirtschaft", forderte zwei Sofortmaßnahmen: Den möglichst schnellen
Erlass der Verordnung, die für die Umsetzung des
Forschungsfreibetrages bzw. der Forschungsprämie nötig sei, sowie die
rasche und massive Aufstockung des Forschungsförderungsfonds für die
gewerbliche Wirtschaft. (APA)