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Terfens/Innsbruck - Nach ersten Studien zum Ausbau der Bahnachse München-Verona Mitte der 80er Jahre und einer sechsjährigen konkreten Planungsphase, die von einer Reihe politischer Turbulenzen vor allem zwischen Tirol und Wien begleitet war, fiel am Mittwoch im Tiroler Terfens der Startschuss zum Bau der Unterinntalbahn. Die 38,5 Kilometer lange Trasse, die großteils unter dem Talboden verlaufen wird, soll auch als Nord-Zulauf zum Brenner-Basistunnel dienen. Dessen Finanzierung ist aber noch keineswegs gesichert. Auch die gestern am Rande des Festaktes geplante Unterzeichnung eines Memorandums zum Basistunnel zwischen den Verkehrministern Österreichs und Italiens, Mathias Reichhold und Pietro Lunardi, kam vorerst wegen der offenbar poltisch motivierten Abwesenheit Lunardis nicht zustande. Offiziell hieß es in Terfens und in Reichholds Büro, Lunardi sei wegen des Fluglotsentreikes in Rom nicht erschienen. Wie der STANDARD erfuhr, ließ Lunardi bereits am Vorabend das Außenamt wissen, er sei über Reichhold verärgert, weil dieser letzte Woche das Transit-Verhandlungsergebnis von Rom in Österreich als eigenen Erfolg verkauft habe. Reichhold gab sich gestern jedenfalls optimistisch, dass das Memorandum "zum größten Tunnel der Welt" heute beim Verkehrsministerrat in Luxemburg zustande kommt. Bis 2009 soll die 1,35 Millionen Euro teure Unterinntalbahn zwischen Baumkirchen und Kundl fertiggestellt sein. Die zweigleisige Trasse mit drei Verknüfpungen zur bestehenden Strecke inkludiert drei Tunnel, davon zwei mit mehr als zehn Kilometern Länge, sowie eine Unterflurtrasse. 1200 Grundstückstransaktionen wurden im Inntal abgeschlossen, nach "manchmal schwierigen Verhandlungen in den Gemeinden", sagte der Chef der Brenner-Eisenbahn-Gesellschaft Hans Lindenberger. 50 Prozent der Planungskosten trug die EU. Tirols Landeshauptmann Wendelin Weingartner sprach von einem "wichtigen Tag für die Tiroler Verkehrspolitik". Es sei gelungen, das Projekt auch gegen Widerstände, die es in Wien bis zuletzt gegeben habe, zu realisieren. Der Generaldirektor der Brenner Eisenbahn GmbH, Hans Lindenberger, verwies auf den "Hindernislauf", den das Projekt in den vergangenen Jahren hinter sich habe bringen müssen. Nur durch intensive Gespräche und Verhandlungen mit der betroffenen Bevölkerung sei die Baugenehmigung möglich geworden. Von den 1200 Grundstückstransaktionen seien 80 Prozent bereits abgeschlossen. Sechs Verkehrsminister seien bisher alleine in Österreich mit dem Projekt betraut gewesen. (bs/DER STANDARD, 3.10.2002)