Wien/Washington - Die angeschlagene Stimmung an den internationalen Kapitalmärkten wird nach Ansicht der Raiffeisen Zentralbank eine baldige Reaktion der Notenbanken hervorrufen. Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) werde bereits in den nächsten Wochen eine Leitzinssenkung um 0,5 Prozentpunkte vornehmen, sagte RZB-Chefanalyst Peter Brezinschek am Mittwoch: "Fed-Chef Alan Greenspan schaut zurzeit nicht nur grantig, sondern auch ratlos drein. Das ist eine verdächtige Kombination."EZB unter Zugzwang Auch die Europäische Zentralbank werde sich einem solchen Signal nicht verschließen können, da ein zu hoher Zinsabstand den Euro gegenüber dem Dollar zu stark werden ließe, so Brezinschek. Nach den jüngsten schwachen US-Konjunkturdaten und nachdem die Fed in der vergangenen Woche den Leitzinssatz bei unveränderten 1,75 Prozent gelassen hatte, mehren sich auch in den USA die Stimmen, die mit einer baldigen Senkung rechnen. Die Frage sei nur, ob die Fed die Zinsen vor der nächsten Sitzung des Offenmarktausschusses am 6. November senke und wie stark die Zinssenkung ausfallen werde, sagte ein Analyst. Spielraum Spielraum für eine weitere Konjunktur stützende Zinssenkung gibt es nach den Worten des New Yorker Fed-Chefs William McDonough jedenfalls: Sollte sich die Wirtschaft nicht wie erhofft positiv entwickeln, "wissen wir, was wir tun müssen", sagte das stimmberechtigte Mitglied im zinspolitischen Ausschuss der Fed. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 3.10.2002)